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Streik: Polizei räumt Hafen-Barrikaden auf Korsika

Mit einem Großeinsatz hat die französische Polizei am Samstagmorgen die Blockade des korsischen Hafens Ajaccio durch nationalistische Gewerkschaftern gewaltsam durchbrochen.

Paris/Ajaccio - Der Präfekt Pierre-René Lemas begründete dies mit der Bitte anderer Länder, gestrandeten Bürgern die Heimreise zu ermöglichen. «Fast 15 000 Menschen sind auf Korsika blockiert, darunter Frauen und Kinder», sagte er. «Außerdem gehen unsere Vorräte an Medikamenten und Blutkonserven zur Neige.»

Gepanzerte Fahrzeuge räumten Lastwagen zur Seite, die die Kaianlagen versperrten. Gleichzeitig wurde der Flugverkehr auf den Flughäfen Bastia und Ajaccio wieder aufgenommen, nachdem die Streikposten abgezogen worden waren. In Marseille (Südfrankreich) räumte die Polizei den Zugang zum blockierten Ölhafen frei. Daraufhin dehnten die Schauerleute allerdings ihren Streik in der Hafenstadt aus. Auf Korsika warteten am Samstag bis zu 7000 Fahrzeuge auf die Überfahrt. Es kam zu Hamsterkäufen.

Mit der Lähmung der Verkehrsadern Korsikas versuchten die Gewerkschafter seit Mittwoch, eine Privatisierung der korsischen Reederei SNCM über den französischen Investmentfonds Butler zu verhindern. Sie hatten zwischenzeitlich sogar eine SNCM-Fähre gekapert, um ihre Forderungen durchzusetzen. Nationalisten feuerten eine panzerbrechende Granate auf ein Regierungsgebäude in Ajaccio.

Der sozialistische Oppositionsführer Francois Hollande machte Premierminister Dominique de Villepin wegen «sozialer Provokationen» mitverantwortlich für die Gewalt. «Die Regierung trägt eine schwere Verantwortung», weil sie das Problem der Werft in ein Korsikaproblem verwandelt habe, sagte er der Zeitung «Aujourd'hui» (Samstag). Die SNCM dürfe nicht an Butler verkauft werden, der einen «schlechten Ruf» habe.

Die Privatisierung der SNCM ist eine Auflage der EU nach jahrelangen Subventionen der Reederei, die im Wettbewerb mit privaten Fährlinien steht. Zwischen 1991 und 2001 hatte Brüssel bereits fast 800 Millionen Euro Subventionen gebilligt. Ein Zuschuss von 69 Millionen Euro 2003 sollte der letzte sein und zur Privatisierung führen. Doch jetzt sagte Paris den Streikenden zu, «so lange wie möglich» einen Anteil von einem Viertel an der SNCM zu behalten und die Reederei zu retten. «Die SNCM ist sehr krank. Die Insolvenz ist äußerst nahe gerückt», sagte Wirtschaftsminister Thierry Breton am Samstag. Villepin will einen Großteil der 113 Millionen Euro Schulden der SNCM übernehmen und den mit 300 Millionen Euro bezifferten Sozialplan mitfinanzieren. (tso/dpa)

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