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Politik: Streit um Familienexpertin in Stoibers Team

Berlin/Potsdam. Um die Berufung der brandenburgischen CDU-Politikerin Katherina Reiche in das Kompetenzteam von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber ist es zu einem Streit gekommen.

Berlin/Potsdam. Um die Berufung der brandenburgischen CDU-Politikerin Katherina Reiche in das Kompetenzteam von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber ist es zu einem Streit gekommen. Reiche sollte ursprünglich am 3. Juli der Öffentlichkeit mit der Zuständigkeit für Familien-, Frauen-, Jugend- und Seniorenpolitik vorgestellt werden. Die 28-Jährige wird nun nur noch mit eingeschränkten Kompetenzen präsentiert. Sie selbst soll sich nach Informationen aus Parteikreisen der Beschneidung ihrer Zuständigkeit gefügt haben.

Gegen Reiches Berufung hatte es hinter den Kulissen erheblichen Widerstand gegeben. Der Chef der bayerischen CSU-Landtagsfraktion, Alois Glück, aber auch einflussreiche Kreise der katholischen Kirche haben Stoiber massiv bedrängt, auf Reiche zu verzichten.

Neben den persönlichen Lebensumständen, die konservativen Kräften in der Union suspekt sind – Reiche ist Mutter eines unehelichen Kindes und erwartet demnächst ein zweites –, wird der Nachwuchspolitikerin, die erst seit 1998 Mitglied des Bundestags ist, ihre liberale Haltung im Streit um die rechtliche Einschränkung bei den neuen Biotechnologien vorgeworfen.

Mit ihrer privaten Lebensführung und ihrem Engagement für eine weitgehend uneingeschränkte Forschung an Embryonen entspreche sie nicht dem Wertekanon einer christlichen Partei. Die Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Johanna Gräfin von Westfalen, kritisierte am Freitag öffentlich Reiches positive Haltung zur Forschung an embryonalen Stammzellen. Reiche stelle die Forschungsfreiheit über den Lebensschutz. Wegen personalpolitischer Rivalitäten wird Reiche auch aus Kreisen der Frauen-Union angefeindet.

Bis vor kurzem stand Stoiber, dem die massiven Vorbehalte in den eigenen Reihen gegen seine Kompetenz-Kandidatin seit längerem bekannt sind, uneingeschränkt hinter der jungen CDU-Politikerin aus Brandenburg. Mitte dieser Woche hat er sich dem Druck allerdings gebeugt. Nach einem abendlichen Gespräch mit Reiche und der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel wurde die Familienpolitik aus dem Zuständigkeitsbereich seiner Mitstreiterin gestrichen. Hierfür soll nun der CSU-Politiker und Sozialexperte Horst Seehofer zusätzlich verantwortlich zeichnen. Seehofer war erst kürzlich nach längerer Krankheit ins politische Alltagsgeschäft zurückgekehrt und peilt ein Großministerium für Soziales und Gesundheit an.

Katherina Reiche reagierte auf Fragen nach dem Streit um ihre Berufung verärgert und genervt. „Wenden Sie sich an das Stoiber-Team“, sagte sie auf Anfrage des Tagesspiegels und lehnte jeden weiteren Kommentar zu dem Thema ab. Auf die Frage, ob sie nun im Stoiber-Team mitwirken werde, sagte sie lediglich: „Die Frage stellt sich nicht.“Th. Metzner/P. Siebenmorgen

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