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Politik: Streit um NTW: Retten, was noch zu retten ist

Der neue NTW-Hauptaktionär Gasprom sucht nach Investoren für den angeschlagenen Sender. Dies bestätigte die Sprecherin des Gasprom-Media-Chefs Alfred Koch, Aelita Jefimowa, jetzt dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Der neue NTW-Hauptaktionär Gasprom sucht nach Investoren für den angeschlagenen Sender. Dies bestätigte die Sprecherin des Gasprom-Media-Chefs Alfred Koch, Aelita Jefimowa, jetzt dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Aber in laufenden Verhandlungen wollen wir uns nicht näher äußern." CNN-Gründer Ted Turner will jedoch seinen früher geplanten Einstieg überdenken. Der Grund: Politik soll bei NTW künftig unter ferner liefen rangieren.

Der Streit um den Sender bleibt Tagesthema hiesiger Medien. Seit Freitag macht ein Star-Team ehemaliger NTW-Journalisten die Nachrichten bei TV-6, einem Sender, dessen Prioritäten bisher im Seichten lagen. Den Kurswechsel verordnete Multimilliardär Boris Beresowski, der an dem Kanal 75 Prozent hält. Beresowski, unter Jelzin lange und erfolgreich graue Eminenz der russischen Politik und daher vom russischen Präsidenten Putin zur Unperson erklärt, will mit dem Umbau "die Reste von Pressefreiheit in Russland retten".

Fraglich ist nur, ob man ihn lässt. Gleich nachdem die neue Programmpolitik für TV-6 bekannt wurde, drängte der Kreml, wie "Iswestija" meldete, den staatsnahen Konzern Lukoil, mit Beresowski über den Verkauf von dessen Aktienpaket zu verhandeln. Lukoil hält an TV-6 eine Minderheit von 15 Prozent. Im Weigerungsfall, so das Blatt, würde Beresowski mit Belastungsmaterial zu diversen Durchstechereien erpresst werden. Mit ähnlichen Drohungen hatten die Machthaber ihn bereits im Januar gezwungen, seine 49 Prozent an dem halbstaatlichen ersten TV-Kanal ORT zu verkaufen.

Beobachter fragen sich ohnehin, wie lange der angeschlagene Beresowski das teure neue Konzept bei TV-6 durchsteht. Schon jetzt sind die Nachrichten zehn Minuten kürzer als bei NTW, und das einst landesweite Korrespondentennetz ist empfindlich geschrumpft. Mängel, die selbst Spitzenleute nur kurzfristig mit ihrer persönlichen Ausstrahlung kompensieren können. Außerdem hat eine Reihe von Provinzfürsten bereits gedroht, die Ausstrahlung von TV-6 in ihrem Machtbereich zu verhindern. Dann aber sinken die Werbe-Erlöse. Und die sind wichtigste Einnahmequelle des Senders.

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