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Für Haushaltskunden zeigt der Strompreis seit Jahren immer nur in eine Richtung: nach oben.

© dpa

Strompreis: Bürger zahlen für Strom drei Milliarden zu viel

Eine Studie im Auftrag der Grünen kritisiert Energiekonzerne: Sie geben sinkende Strompreise zwar an Industriekunden weiter - aber nicht an private Haushalte.

Die sinkenden Preise an der Strombörse in Leipzig sind zwar an Industriekunden, nicht aber an Haushaltskunden weitergegeben worden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Energieexperten Gunnar Harms für die grüne Bundestagsfraktion. Der Strompreis für Haushaltskunden liege rund zwei Cent höher als nötig, hat Harms anhand der Informationen der Strombörse über die kurzfristigen Handelspreise sowie die Preise für längerfristig im Voraus abgeschlossene Lieferverträge errechnet. Die Stromkunden in Deutschland zahlen nach Harms Einschätzung rund drei Milliarden Euro mehr als sich durch die Beschaffungskosten, Steuern und Abgaben rechtfertigen ließen, argumentiert Harms. Für die grüne Fraktions-Vize Bärbel Höhn ist die Studie ein Beleg dafür, dass die Bundesregierung die Energiewende „auf Kosten der Verbraucher“ finanziere.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) rechnet im Herbst mit weiter steigenden Strompreisen. Die Umlage für erneuerbare Energien (EEG), aus der der Ausbau von Wind- und Sonnenstrom sowie Strom aus Biogasanlagen durch einen auf 20 Jahre garantierten festen Abnahmepreis finanziert wird, wird im kommenden Jahr wohl um rund fünf Prozent steigen, erwartet Altmaier. Aktuell zahlen die Haushalts- und Gewerbekunden 2,6 Cent pro Kilowattstunde Strom für die Förderung erneuerbarer Energien. Weitere 3,2 Cent müssen für Steuern – Ökosteuer und Mehrwertsteuer – die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie das Netzentgelt für den Ausbau des Sromnetzes aufgebracht werden.

Altmaier macht für die steigende EEG- Umlage vor allem die Solarenergie verantwortlich. In diesem Jahr dürfte der Zubau wohl bei einer Leistung von 8000 Megawatt liegen. In den vergangenen beiden Jahren, die geprägt waren von aufgeregten Debatten um eine Kürzung der Solarvergütung, lag der Ausbau bei jeweils 7500 Megawatt. Das Ergebnis ist unter anderem ein um zehn bis 20 Prozent gesunkener Börsenpreis. Denn der Solarstrom kappt vor allem die Verbrauchsspitzen. Das war bis vor ein paar Jahren der teuerste Strom. Allerdings erhöht auch das die EEG-Umlage. Denn bezahlt werden muss der Abstand zwischen dem Börsenpreis und der garantierten Einspeisevergütung. Das bedeutet: Je niedriger der Börsenpreis dank erneuerbarer Energien, desto mehr müssen Verbraucher für die Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Stromquellen bezahlen.

Die EEG-Umlage wird aber auch deshalb teurer, weil die Industrie in beträchtlichem Umfang davon befreit worden ist. Unternehmen mit hohem Stromverbrauch zahlen deutlich weniger oder auch gar nichts für die erneuerbaren Energien. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom im Jahr kostet die EEG-Umlage 125 Euro im Jahr. 31 Euro davon fallen für die großzügige Entlastung der Industrie an. Die Mehrwertsteuer muss auch auf die EEG-Umlage gezahlt werden. Steigt sie, kassiert das Finanzministerium mit.

Industriekunden zahlen nach Harms Recherchen aktuell rund zehn Cent für die Kilowattstunde Strom. Haushaltskunden müssen mehr als 26 Cent dafür aufbringen. Dennoch haben die wenigsten Stromkunden bisher ihren Anbieter gewechselt, selbst wenn diese die Strompreise erhöht haben. Die wenigsten Verbraucher können allerdings auf Anhieb sagen, wie viel sie selbst bezahlen.

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