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Politik: Studie: Krieg im Irak erhöht Terrorgefahr Britisches Institut widerspricht Blair

Ein renommiertes britisches Forschungsinstitut hat der These von Regierungschef Tony Blair widersprochen, der Irakkrieg habe nichts mit den Bombenanschlägen von London zu tun. „Der Krieg im Irak hat Al Qaida Auftrieb gegeben“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Königlichen Instituts für Internationale Angelegenheiten (RIIA) in London, auch bekannt unter dem Namen Chatham House.

Ein renommiertes britisches Forschungsinstitut hat der These von Regierungschef Tony Blair widersprochen, der Irakkrieg habe nichts mit den Bombenanschlägen von London zu tun. „Der Krieg im Irak hat Al Qaida Auftrieb gegeben“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Königlichen Instituts für Internationale Angelegenheiten (RIIA) in London, auch bekannt unter dem Namen Chatham House. Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer der Londoner Anschläge auf 56.

Ein Verfasser, der Terrorismusexperte Paul Wilkinson von der Universität St. Andrews, gestand zwar ein, dass Großbritannien schon vor dem Krieg auf der Liste der Al-Qaida-Ziele stand. Doch habe die Terrororganisation den Irakkonflikt mit „Maximaleffekt nutzen können“ – als Propaganda, um Anhänger zu rekrutieren und um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Zudem sei der Irak für Terroristen ein ideales Planungs- und Trainingsgebiet. Regierungsmitglieder wiesen die Vorwürfe zurück. Doch der Bericht wird es Blair schwerer machen, die Irakdebatte aus der Diskussion um die Anschläge herauszuhalten. In der Labourpartei und bei britischen Muslimen steht das Thema seit dem 7. Juli ganz oben.

Außenminister Jack Straw drückte sein Erstaunen aus, „dass Chatham House nun glaubt, wir hätten nicht Schulter an Schulter mit unseren langjährigen Verbündeten stehen sollen“. Die Zeit für Entschuldigungen sei vorbei, sagte er in Brüssel. Terroristen hätten in Ländern zugeschlagen, die mit den USA verbündet waren, sowie in Ländern, die nichts mit dem Krieg zu tun gehabt hätten. Gleichwohl bestätigte Verteidigungsminister John Reid, dass London in den kommenden zwölf Monaten die Reduzierung seiner im Irak eingesetzten Truppen von 8500 auf 3000 Mann erwägt.

Der Bericht erhebt zwei Vorwürfe. Einmal habe Großbritannien seinen politischen Spielraum in der Antiterror-Politik eingeschränkt, weil es sich den US-Strategien als „Soziusfahrer ohne Entscheidungsbefugnisse“ angeschlossen habe. Zudem habe die britische Regierung in den späten 90er Jahren die Bedrohung durch Al Qaida unterschätzt und der Bekämpfung islamischer Extremisten im eigenen Land nicht genügend Bedeutung eingeräumt. „Man erlaubte ihnen, ihre Aktivitäten ohne große Hindernisse fortzusetzen und löste bei ausländischen Regierungen ziemliche Verärgerung aus“, heißt es. Allerdings verfügten die Sicherheitsinstitutionen durch die Erfahrung mit dem IRA-Terror über „beeindruckende Kapazitäten“ in der Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsagenturen. Die Londoner Anschläge seinen, abgesehen von dem Lockerbie-Anschlag 1988, der erste Akt des internationalen Terrors im Land gewesen.

Drei der vier Selbstmordattentäter von London besuchten im vergangenen Jahr Pakistan. Einer von ihnen war fünf Tage lag in einer Koranschule, in der Hass gegen Christen und den Westen gepredigt wird. Das bestätigten die Einwanderungsbehörde am Flughafen von Karatschi und der Sprecher einer Koranschule (Madrassa) in Lahore. Die pakistanischen Behörden sagten dahingehend detaillierte Ermittlungen zu.

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