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Subventionen: Zuschüsse für sparsame Kühlschränke

Die Wirtschafts- und Umweltminister wollen ein Förderprogramm, um Haushalten beim Energiesparen zu helfen. Das hat der Branchenverband der Elektronikindustrie allerdings schon vor einem Jahr gefordert.

Berlin - Besonders viel Einigkeit gibt es in der Klimapolitik zwischen Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) nicht. Aber nun scheinen sie zumindest einen Punkt gefunden zu haben, an dem sie einer Meinung sind: Beide Minister befürworten ein Förderprogramm für den Kauf von besonders effizienten Kühlgeräten. Das hat der Branchenverband der Elektronikindustrie (ZVEI) schon vor einem Jahr gefordert.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zahlen die Deutschen im Vergleich zu 2002 rund 55 Prozent mehr für Energie. Dabei macht zwar die Stromrechnung den kleinsten Teil aus. Aber weil es viel schwieriger ist, Lösungen für explodierende Heizkosten oder steigende Mobilitätskosten zu finden, konzentriert sich die große Koalition in diversen Arbeitsgruppen, einige bei den Fraktionen, andere bei den Ministerien, auf die Stromrechnung. Und da rund ein Drittel der privaten Stromkosten auf das Konto von Kühlschränken und Gefriertruhen gehen, ist es naheliegend, da anzusetzen.

Der ZVEI hat vorgeschlagen, zwei Jahre lang einen Zuschuss von 150 Euro zu zahlen, wenn Verbraucher ein Kühlgerät der Effizienzklasse A++ kaufen. Derzeit haben diese Geräte einen Marktanteil von gerade mal 1,2 Prozent, obwohl sie bis zu 45 Prozent weniger Strom verbrauchen als Geräte der Effizienzklasse A, die in der Anschaffung von 250 bis zu 700 Euro billiger sein können. Das Öko-Institut hat im Auftrag des Branchenverbands ausgerechnet, was ein solches Förderprogramm kosten und was es bringen würde. Das Ergebnis ist eindeutig: Den Kosten von etwa 289 Millionen Euro würde ein wirtschaftlicher Nutzen von rund 361 Millionen Euro gegenüberstehen. Zudem könnten 2,06 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) vermieden werden, weil die Haushalte rund zwei Prozent weniger Strom beziehen würden als ohne Förderprogramm. Dabei geht das Öko-Institut davon aus, dass durch ein solches Programm 1,1 Millionen Geräte als Ersatzbeschaffung gekauft würden, die anderenfalls weniger effizient ausfallen würden. Zudem rechnet das Institut mit 0,86 Millionen Geräten, die wegen des Förderprogramms vorzeitig ausgetauscht würden.

Über ein solches Förderprogramm hinaus diskutiert die Fachwelt schon länger darüber, wie die Effizienzpotenziale in privaten Haushalten besser genutzt werden können, um das Klima zu schützen. Das Wuppertal-Institut hat vor zwei Jahren im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans- Böckler-Stiftung einen Energiesparfonds ins Gespräch gebracht. Ein Förderprogramm für Kühlgeräte sollte darin auch untergebracht werden. Mit einem anderen Förderprogramm sollte die Anschaffung effizienter Wäschetrockner angeregt werden. Zudem sollte der Energiesparfonds die Optimierung von Pumpen in der Industrie, den Austausch von Heizsystemen in Haushalten, die Modernisierung von Lüftungsanlagen, die Einführung von Sensortechnik für Bürobeleuchtung sowie den Austausch von Nachtspeicherheizungen in Angriff nehmen. In der politischen Debatte spielt der Energiesparfonds jedoch bisher keine Rolle.

Aber vielleicht setzt sich eine Idee aus Großbritannien durch. Dort gibt die Regierung seit 1994 Energiesparziele vor. Abgerechnet werden die Sparbeiträge über die Energiekonzerne. Die Kosten werden auf alle Energiekunden umgelegt. So kann eine Wärmedämmung, egal ob in Eigenleistung oder über Handwerker erbracht, beim Wärmeversorger in Teilen in Rechnung gestellt werden. Einige Stromversorger haben kostenlose Energiesparlampen verteilt. Händler geben Rabatte auf besonders effiziente Haushaltsgeräte, die sie sich dann bei den Energieunternehmen wiederholen.

Eine Variante dieser Idee sind „weiße Zertifikate“, die Energieeinsparleistungen nachweisen. Ein Handel mit solchen Zertifikaten sei eine Möglichkeit, mit geringen Kosten hohe Effizienzgewinne zu erzielen, meint die Wirtschaftsberatungsgesellschaft McKinsey. In einer aktuellen Studie schreibt McKinsey, dass weltweit bis 2020 jährlich 170 Milliarden Dollar nötig wären, um die globale Nachfrage nach Energie zu halbieren. Zwei Drittel davon müssten in Entwicklungsländern investiert werden, meint das Unternehmen. Rund 83 Prozent der Effizienzgewinne könnten in der Industrie erzielt werden, 40 Prozent bei den Haushalten und 25 Prozent im Verkehr. 38 Prozent der Mittel müssten in den USA ausgegeben werden, 35 Prozent in allen anderen Industrieländern zusammen und 28 Prozent in China.

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