zum Hauptinhalt

Sudan: Flüchtlinge in Darfur akut gefährdet

In den überfüllten Flüchtlingslagern in Darfur spitzt sich die Lage immer mehr zu. Nach Angaben der Bewegung "Gerechtigkeit und Gleichheit", einer der größten Rebellengruppen, fehlt es seit der Ausweisung internationaler Hilfsorganisationen vor allem an Wasser.

Berlin -  Mehrere Kinder seien an schwerer Unterernährung gestorben, erklärten Helfer. Nachdem der Internationale Strafgerichtshof Anfang März einen Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al Baschir erlassen hatte, verwies dieser 13 Hilfsorganisationen des Landes – darunter auch große Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Oxfam und Care.

Vor allem die Versorgung der etwa 2,7 Millionen Menschen in Flüchtlingscamps wird dadurch nach UN-Angaben problematisch. Helfer aus vielen Ländern hätten die Flüchtlinge mit Nahrung und Trinkwasser versorgt und diese medizinisch betreut. Nun seien in den Flüchtlingslagern mehr als eine Million Menschen in Lebensgefahr. „Das ist immerhin die größte humanitäre Hilfsaktion auf der ganzen Welt“, sagte Elisabeth Byrs vom UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten dem Tagesspiegel.

„Wenn das Trinkwasser ausgeht, nehmen die Menschen verschmutztes Wasser zu sich, das legt die Grundlage für Krankheiten“, sagte Robert Glasser, der Generalsekretär der Hilfsorganisation Care, dem Tagesspiegel. Dadurch würden sich etwa Durchfallerkrankungen verbreiten. „Schließlich sind die Immunsysteme der Flüchtlinge sehr geschwächt.“ Mit der im Mai beginnenden Regenzeit werde sich die Lage wohl noch deutlich verschlechtern, heißt es in einem aktuellen UN-Bericht. Danach sind zudem neue Flüchtlingsbewegungen, etwa über die Grenze nach Tschad, wahrscheinlich.

Die im Sudan verbliebenen Hilfsorganisationen, darunter alle deutschen, können die Lücken nicht schließen. „Viele haben ohnehin schon am Rande ihrer Kapazitätsgrenze gearbeitet“, sagt Stephan Titze, der für die Johanniter-Auslandshilfe in Süd-Darfur tätig ist. Zudem bekomme man nicht unbedingt Zugang zu den Flüchtlingscamps. Auf den Straßen habe man den Eindruck, dass es auch schon wieder eine Bewegung aus den Flüchtlingscamps heraus gebe. „Es scheint so, dass Menschen, die in Camps nicht mehr versorgt werden, in andere Lager gehen oder sogar in die Städte ziehen“, sagt Titze. Diese Entwicklung sei „gefährlich“. Wenn Zehntausende von Menschen in einem Flüchtlingscamp unzufrieden seien, könnten daraus neue Konflikte entstehen. „Das ist eine unkontrollierbare Masse.“

Unter den Helfern vor Ort herrsche sehr große Enttäuschung. „Einige sind schon lange hier und sehen jetzt diese starken Rückschritte“, sagte Titze. Viele arbeiteten für sehr wenig Geld und unter großen gesundheitlichen Risiken. Die Ausweisung sei wie ein Schock gewesen. „Viele haben sich gefragt: Wenn die Hilfe nicht gewollt ist, warum machen wir das dann überhaupt?“

Seit Beginn des Darfur-Konflikts zwischen Rebellen, regulärer Armee und regierungstreuen Milizen vor sechs Jahren starben nach UN-Angaben 300 000 Menschen.Karin Schädler (mit dpa)

Karin Schädler (mit dpa)D

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false