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Barack Obama in der ehemaligen Zelle Nelson Mandelas im Gefängnis auf Robben Island.

© AFP

Südafrika-Besuch: Obamas Luxustrip zu Mandelas Zelle

US-Präsident Barack Obama war extra nach Südafrika gereist, um sein Vorbild Nelson Mandela noch einmal zu treffen. Stattdessen hat er jetzt Mandelas Gefängnis auf Robben Island besucht. Die Südafrikaner schütteln den Kopf über den Aufwand dieser Visite.

Als die ersten europäischen Entdecker im späten 18. Jahrhundert nach Afrika kamen, reisten die meisten mit schwerem Gepäck und vielen einheimischen Trägern in das Innere des Kontinents. Barack Obama scheint sich einiges von ihnen abgeschaut zu haben. Auf seiner gegenwärtigen Afrikasafari, die ihn von Senegal über Südafrika nach Tansania führt, hat die präsidiale Entourage 56 Begleitfahrzeuge dabei, darunter 14 Limousinen. Selbst eine hochmoderne mobile Krankenstation ist für den Fall dabei, dass ein Mitglied der Obama-Delegation, zu der auch seine Schwiegermutter und eine Nichte zählen, plötzlich erkranken sollte.

Symptomatisch für die Extravaganz und die mit der Visite verbundenen extremen Sicherheitsvorkehrungen stand Obamas Besuch gestern auf der Sträflingsinsel Robben Island vor den Toren Kapstadts, wo er und seine Begleitmannschaft am Sonntagnachmittag mit fünf Hubschraubern einflogen. Obwohl der US-Präsident auch dort weitgehend abgeschottet war, haben südafrikanische und amerikanische Sicherheitskräfte lokalen Zeitungsberichten zufolge vier Wochen lang den kurzen Abstecher vorbereitet und zu diesem Zweck unter anderem eine neue Telefonleitung zwischen Kapstadt und der Insel installiert. Als Bill Clinton vor ein paar Jahren Robben Island besuchte, sollte für ihn extra ein speziell ausgerüsteter Luxusbus auf die Insel gebracht werden, der dann aber beim Transport prompt ins Meer stürzte und dort versank. Bei den meisten Südafrikanern haben die von der „Washington Post“ auf rund 100 Millionen Dollar veranschlagten Reisekosten nur ungläubiges Kopfschütteln ausgelöst. Zwar reist auch ihr eigener Präsident Jacob Zuma mit seinen vier Ehefrauen nicht eben billig, aber an den US-Präsidenten kommt selbst Jacob Zuma nicht heran.

Obama kennt die Gefängnisinsel bereits von einem Abstecher im Jahre 2006, als er noch Senator war. Obwohl er schon am Vortag in Johannesburg auf Mandelas Spuren gewandelt war, dürfte er sich auf Robben Island dem vor drei Wochen schwer erkrankten südafrikanischen Freiheitskämpfer und Ex-Präsidenten Nelson Mandela besonders nahe gefühlt haben. Schließlich verbrachte dieser fast 20 seiner insgesamt 27 Haftjahre auf der Insel.

Gleich zu Beginn besuchten die Obamas auf Robben Island die winzige Zelle des einst berühmtesten Gefangenen der Welt. Dafür hatten Obamas Töchter Malia (14) und Sasha (12) sogar auf eine Safari in Tansania verzichtet, der letzten Reiseetappe. Bei ihrem Besuch vor zwei Jahren, als sie Michelle Obama begleiteten, mussten die Töchter den damals geplanten Trip mit der Fähre absagen, weil die See zu rau war. Obama selbst betrachtet es nach eigenen Worten als ein „besonderes Privileg“, seinen beiden Töchtern bei der Gelegenheit die Geschichte der Insel zu erklären. Er hatte sich schon als Jugendlicher der Anti-Apartheid-Bewegung angeschlossen und hat seitdem nach eigenem Bekunden ein besonderes Interesse für das Land am Kap.

Die Zelle 5, in der Mandela einsaß, gehört heute zum Pflichtprogramm jedes Besuchers: Nackter Boden, eine Gittertür und ein kleines Gitterfenster, zwei Matten, vier Decken. Bis heute hat sich hier seit Mandelas Tagen wenig verändert. Mit drei Schritten konnte der 1,90 Meter große Gefangene die kleine Zelle der Länge nach durchmessen. Wenn er sich schlafen legte, stieß er mit dem Kopf fast an die eine Wand und mit den Füßen an die andere.

Gleich nebenan befindet sich in einer Senke der berüchtigte Steinbruch, dessen grelles Licht einst Mandelas Tränendrüsen verbrannte. In den letzten Jahren durften deshalb in seiner Anwesenheit keine Blitzlichtaufnahmen gemacht werden. Öde liegt der Krater aus weißem Kalk in der Landschaft. Kalte Böen pfeifen gerade jetzt im Südwinter in den offenen Steinbruch, ansonsten ist es totenstill in dem großen Loch.

13 Jahre lang hat Mandela hier mit seinen Mitgefangenen Steine geklopft. Doch statt seinen Willen zu brechen, machte die Zeit auf der Insel ihn nur noch entschlossener in seinem Kampf gegen die Apartheid. „Er hat mich mehr als jeder andere persönlich inspiriert“, hatte Obama deshalb am Wochenende auf einer Pressekonferenz in Pretoria erneut gesagt und ergänzt:. „Wir wissen alle, dass, auch wenn er uns verlässt, sein Vermächtnis bis in alle Zeit fortleben wird“.

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