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Zerstörte Kindheit: Ein Bild aus der völlig zerbombten Stadt Homs vom 2. Februar.

© rtr

Update

Syrien: Erste Zivilisten verlassen Rebellenhochburg Stadt Homs

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und einer Nachrichtenagentur sind erste Bewohner der umkämpften Altstadt von Homs in Sicherheit gebracht worden. Am Donnerstag hatten sich die syrische Regierung und die UN auf die Evakuierung der Zivilisten verständigt.

Die ersten Zivilisten haben am Freitag die belagerten Stadtviertel der syrischen Stadt Homs verlassen. Ein AFP-Journalist sah rund ein Dutzend Zivilisten in einem von syrischen Soldaten umringten Bus. Mindestens 20 Zivilisten, die meisten davon alte Menschen, seien per Bus aus der belagerten Altstadt gebracht worden, berichtete ihrerseits die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die syrische Regierung und die UN hatten sich vor wenigen Tagen auf die Evakuierung der seit Monaten von den Regierungstruppen belagerten Stadtteile geeinigt.
Im Laufe des Freitag sollen nach Behördenangaben etwa 200 Bewohner in Sicherheit gebracht werden. Die Region um Homs ist seit langem Schauplatz erbitterter Kämpfe. Sie liegt im Zentrum des Landes an der strategisch wichtigen Autobahn zwischen Damaskus und Aleppo. In von Rebellen kontrollierten Vierteln der Stadt, die seit Juni 2012 von der Armee belagert und beschossen werden, leben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 2500 Zivilisten ohne ausreichend Nahrung und Medikamente. Die syrische Regierung und die Rebellen haben nach russischen Angaben einer dreitägigen Feuerpause zugestimmt, um Hilfslieferungen in die belagerte Stadt Homs zu ermöglichen. Das russische Außenministerium erklärte am Freitag, die Einigung in den Verhandlungen mit dem Gouverneur der Stadt und einem Koordinator der UN sei unter Vermittlung der russischen Botschaft in Damaskus zustande gekommen.

Zerstörte Gebäude in der syrischen Stadt Homs.
Zerstörte Gebäude in der syrischen Stadt Homs.

© afp

Bei den ersten direkten Gesprächen zwischen Vertretern der Regierung und der Opposition unter UN-Vermittlung in Genf hatten sich beide Seiten grundsätzlich auf die Evakuierungsaktion und Korridore für humanitäre Hilfslieferungen verständigt. Am Montag sollen die Gespräche fortgesetzt werden.

"Hauptstadt der Revolution"

Homs galt einst als die "Hauptstadt der Revolution". Inzwischen ist die Stadt zu einem Symbol für das Leiden der Bevölkerung im syrischen Bürgerkrieg geworden. Die Rebellenstellungen in der mittlerweile zu Ruinen zerschossenen Stadt im Westen des Landes werden seit Juni 2012 von den Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al Assad belagert. Die Altstadt und die angrenzenden Stadtviertel werden von den Streitkräften seitdem nahezu täglich beschossen. Nach Schätzungen von Aktivisten sind bis zu 2500 Menschen in Homs eingeschlossen, unter ihnen mindestens 1200 Kinder, Kranke und ältere Menschen.
Der Industriestandort ist nach der Hauptstadt Damaskus und dem Wirtschaftszentrum Aleppo im Norden die drittgrößte Stadt Syriens. Im Westen und Osten von Homs liegen Ölraffinerien und Gasfelder, außerdem sind dort private Gewerbe angesiedelt. Die Stadt ist zudem ein wichtiges Drehkreuz, da sie an der strategisch bedeutenden Autobahn zwischen Damaskus und Aleppo liegt.

In Homs treten die konfessionellen Spannungen des Landes besonders zutage. Die Stadt ist unterteilt in sunnitische, alawitische, christliche und gemischte Viertel - dennoch lebte die Bevölkerung bis zum Ausbruch der Revolution in relativ friedlicher Gemeinschaft.
Zu Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad im März 2011 war der Widerstand gegen die Regierung in Damaskus in Homs besonders stark, was ihr den Beinamen "Hauptstadt der Revolution" einbrachte. Im Februar 2012 startete die Regierungsarmee eine wochenlange Offensive auf Homs. Mehr als 700 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet, die Rebellen verloren an Boden. In den Monaten danach eroberten Assads Truppen mehrere von den Aufständischen kontrollierte Viertel wieder zurück. Durch die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Kusair im vergangenen Sommer schnitt die Armee außerdem den Nachschubwege der Rebellen Richtung des Libanon ab. (AFP/rtr)

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