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Syrien: Mindestens 20 Tote Soldaten bei Anschlägen von Oppositionellen

Zwei mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge hinter einem Offiziersklub im Süden Syriens haben mindestens 20 syrische Soldaten in den Tod gerissen. Unterdessen nehmen die Flüchtlingswellen aus Syrien immer größere Ausmaße an.

Bei zwei Autobombenanschlägen im Süden Syriens sind am Samstag insgesamt mindestens 20 Soldaten getötet worden. Die beiden mit Sprengstoff präparierten Autos seien im Abstand weniger Minuten in der syrischen Stadt Daraa hinter einem Offiziersclub explodiert, wie die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, die sich auf ein Netz von Informanten in Syrien stützt. Die amtliche Nachrichtenagentur Sanaa bestätigte zwei Autobombenexplosionen und mehrere Opfer in Daraa. Seit Beginn des Konflikts zwischen Aufständischen und Regierungstruppen Mitte März 2011 wurden in Syrien nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 37.000 Menschen getötet.

Unterdessen hat der oppositionelle Syrische Nationalrat bei seiner Tagung im Golfemirat Katar den Christen George Sabra zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Sabra sagte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag, dass jetzt alle Teile der syrischen Gesellschaft unter Einschluss der Stämme vertreten seien. Er hoffe auf freie Wahlen in Syrien, sagte Sabra. Am Freitag hatten die Delegierten in Doha ein elfköpfiges Exekutivkomitee und ein 41 Mitglieder starkes Sekretariat gewählt.

Sabra, der dritte Vorsitzende des Syrischen Nationalrats, tritt die Nachfolge des Kurden Abdel Baset Seida an. Der Nationalrat war im Herbst 2011 in Istanbul als Zusammenschluss verschiedener Oppositionsgruppen gegründet worden.

Die Eskalation des Bürgerkrieges in Syrien treibt immer mehr Flüchtlinge ins Ausland. Allein seit Donnerstag verließen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR rund 11 000 Menschen das Land. Die meisten von ihnen flohen in die Türkei, wo binnen 24 Stunden laut UNHCR bis zu 9000 Menschen eintrafen. Ankara nannte etwas niedrigere Zahlen: „Es sind 6500 bis 8000 Menschen gekommen. Einen genauen Überblick über die Zahl gibt es noch nicht“, sagte am Freitag ein türkischer Diplomat der Nachrichtenagentur dpa. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu kamen mit den Zivilisten auch 26 Offiziere über die Grenze.

Die Gesamtzahl der ins Ausland geflohenen Syrer stieg dem UNHCR zufolge inzwischen auf 408 000. Insgesamt werde die Zahl der Syrer, die auf internationale Hilfe angewiesenen sind, bis Jahresende wahrscheinlich von derzeit 2,5 Millionen auf 4 Millionen anwachsen, sagte der zuständige Direktor der UN-Nothilfekoordinierung (OCHA), John Ging, in Genf.

Dem Bürgerkrieg in Syrien fielen am Freitag nach Angaben von Regimegegnern mindestens 108 Menschen zum Opfer. Die meisten Toten soll es in der Provinz Deir as-Saur gegeben haben. Die Opposition beziffert die Zahl der Toten des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar Al-Assad seit dessen Beginn im März 2011 auf mehr als 37 000. Die syrische Armee feuerte nach Angaben eines Augenzeugen mit Artillerie auf mehrere nahe der Grenze zur Türkei gelegene Dörfer in der Provinz Idlib. In der türkischen Kleinstadt Ceylanpinar wurde ein Zivilist von einem Granatsplitter getroffen, wie der Sender CNN Türk berichtete. Erst am Donnerstag waren dort zwei Menschen von Querschlägern verletzt worden.

Auch unweit der israelischen Grenze lieferten sich syrische Rebellen Kämpfe mit den Regierungstruppen. Israel forderte Syrien auf, den bewaffneten Konflikt vom israelisch kontrollierten Territorium auf den Golan-Höhen fernzuhalten. „Wir machen das Regime in Damaskus für die Lage an der Grenze verantwortlich“, schrieb der stellvertretende israelische Ministerpräsident Mosche Jaalon am Freitag via Twitter. Der von Israel 1967 eroberte Golan war zuletzt wiederholt von Querschlägern aus Syrien getroffen worden. Erst am Vortag waren drei Granaten im Grenzgebiet eingeschlagen.

Assad warf der Türkei und ihrem Regierungschef Recep Tayyip Erdogan Hegemoniebestrebungen vor. „Er denkt, dass er der neue Sultan der Osmanen ist und die Region kontrollieren kann wie während des Osmanischen Reiches.“ Erneut bestritt Assad, dass es in seinem Land einen Bürgerkrieg gebe. „Es handelt sich um Terrorismus und die Unterstützung von Terroristen aus dem Ausland, um Syrien zu destabilisieren“, sagte er „Russia Today“. Außerhalb von Damaskus nahmen Regimegegner nach eigenen Angaben einen Stützpunkt der Luftwaffe ein. Arabische TV-Sender zeigten Videoaufnahmen, die angeblich in dem Stützpunkt in Al-Ghuta Al-Scharkija gemacht wurden. Sie zeigen unter anderem einen Hangar mit Raketen. Bei der Explosion zweier Autobomben in Randgebieten der Hauptstadt starben nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mindestens sieben Menschen, Dutzende seien verletzt worden. Die Allgemeine Kommission für die Syrische Revolution meldete, am Freitag habe die Armee vergeblich versucht, einen Stützpunkt der Freien Syrischen Armee im Bezirk Kunaitra einzunehmen. Dabei seien unter anderem Panzer- und Mörsergranaten eingesetzt worden.

UNHCR-Sprecherin Sybella Wilkes beklagte, von geschätzten 488 Millionen Dollar (375 Millionen Euro), die 52 Organisationen bis Jahresende für humanitäre Hilfe in Syrien erbeten hätten, seien bislang nur 35 Prozent von Geberstaaten bereitgestellt worden. „Das ist angesichts des näher rückenden Winters ganz schlimm.“ (AFP/dpa)

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