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Tarifkonflikt: Streik der Uni-Ärzte ausgeweitet

Im Konflikt um bessere Bezahlung haben die Ärzte an Unikliniken mit Wochenbeginn den Druck erhöht. Streikaktionen gab es an 15 Standorten - mit Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen und im Südwesten.

Berlin - "Weit mehr als 3000 Mediziner" traten nach Auskunft der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) in den Ausstand. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kritisierte die Gehaltsforderung und appellierte an die Tarifparteien, sich rasch wieder zusammenzusetzen. In Magdeburg gingen 4000 niedergelassene Mediziner aus Protest gegen die Sparpolitik auf die Straße.

Die Uni-Klinikärzte fordern 30 Prozent mehr Gehalt und bessere Arbeitszeiten. Für Dienstag sind Tarifverhandlungen für die rund 2200 Mediziner der Berliner Charité geplant. Der MB kündigte eine erneute Ausweitung der Streiks auf rund 20 Uni-Kliniken und Landeskrankenhäuser an. Das Land Hessen und die Ärztevertretung einigten sich darauf, unabhängig von anderen Bundesländern über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Die am Donnerstag begonnenen Streiks an den Uni-Kliniken Frankfurt/Main, Gießen und Marburg wurden für die Dauer der Gespräche ausgesetzt.

Ministerin Schmidt forderte, der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) sollten zu "einem vernünftigen Dialog" zurückkehren. Im ARD-Morgenmagazin sagte sie: "Das was derzeit gefordert wird von der deutschen Ärzteschaft, das summiert sich ja auf zehn Milliarden, das sind mehr als ein Prozent Beitragssatzpunkte." Diese Erhöhung müssten dann Menschen zahlen, die in den vergangenen Jahren selbst keine Einkommensentwicklung nach oben gehabt hätten. Von den zehn Milliarden Euro jährlich entfallen drei Milliarden auf die MB-Forderung, etwa sieben Milliarden Euro auf die Honorarforderungen der Kassenärzte.

In Köln machten Ärzte der Uni-Klinik ihrem Unmut mit einer "Auto- Putz-Aktion" an einer Straßenkreuzung Luft. Damit wollten sie auf "lukrativere Jobs" als den Arztberuf aufmerksam machen, sagte der NRW- Verbandssprecher Michael Helmkamp. Auch in Bonn und Essen legten mehrere hundert Ärzte die Arbeit nieder. An den Uni-Kliniken Heidelberg, Freiburg, Ulm und Tübingen traten nach MB-Angaben rund 1000 Ärzte in den Ausstand. Die Notfallversorgung sei gewährleistet, planbare Operationen allerdings verschoben worden. In Bayern gab es Aktionen in München, Würzburg, Regensburg und Erlangen.

Der MB-Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery warf der TdL "falsches Spiel mit falschen Zahlen" vor. Der Arbeitgebervorschlag für die künftige Vergütung der Ärzte sei "wegen Realitätsferne absolut unannehmbar" gewesen. Behauptungen der TdL, Ärzte könnten bis zu 50 Prozent mehr verdienen, nannte er "absurd". Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Rudolf Kösters kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaften ver.di und Marburger Bund scharf. Er warf ihnen im Deutschlandradio Kultur "wüste Streikparolen" und ein "maßloses Vorgehen" vor.

Rund 4000 niedergelassene Haus- und Fachärzte des Landes sowie ihre Praxishelferinnen demonstrierten in Magdeburg gegen die schwarz-rote Gesundheitspolitik. Sie forderten eine bessere Honorierung, weniger bürokratische Zwänge und die Aufhebung der Budgetierungen. Viele Praxen blieben geschlossen.

Wenige Tage vor dem zweiten nationalen Protesttag der Kassenärzte für bessere Arbeitsbedingungen am Freitag in Berlin rechnete der Ärzteverband Hartmannbund mit einer Rekordteilnahme. "An der nächsten Protestwelle werden sich weit über 20.000 Mediziner beteiligen", sagte Hartmannbund-Chef Kuno Winn der "Berliner Zeitung". (tso/dpa)

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