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Politik: Teilweises Aufräumen

Das Diakonische Werk der EKD bemüht sich um einen Schlussstrich unter eine Vorstandsaffäre

Berlin - „Nun aufwärts froh den Blick gewandt, und vorwärts fest den Schritt“, sangen die 84 Mitglieder der Diakonischen Konferenz, der Mitgliederversammlung des bundesweit 440 000 Mitarbeiter zählenden Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), während ihrer Andacht in der Katholischen Akademie Berlin. Anschließend setzten sie mit der Entlastung des Diakonievorstands für das Geschäftsjahr 2009 einen Schlussstrich unter eine Affäre, die den protestantischen Sozialverband in ungeahnter Weise belastet hatte.

Denn Korruptionsgerüchte machten die Runde, als 2010 bekannt wurde, dass der persönliche Referent des damaligen Diakoniepräsidenten Klaus-Dieter Kottnik stiller Teilhaber einer Beratungsfirma war, die auch die Diakonie beriet. Kurze Zeit später trat Kottnik „aus gesundheitlichen Gründen“ zurück. Und eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sollte die Vorgänge rund um die Beratungsfirma untersuchen. Schon ihr Zwischenbericht, der im Herbst 2010 vorgelegt wurde, machte deutlich, dass es im Diakonischen Werk wohl nicht zu Korruption gekommen ist. Allerdings hatte die Unternehmensberatung unbemerkt ihr Auftragsvolumen um das Zweieinhalbfache überschritten. Auch fehlte es am Controlling. Die Konsequenz daraus: Die Entlastung des Vorstands wurde gleich mehrfach verschoben. Stattdessen wurde ein Wirtschaftsjurist mit der Untersuchung der Angelegenheit betraut. Heute sei klar, dass es in der Diakonie „keine Straftatbestände“ gegeben habe, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Diakonie, Württembergs Landesbischof Frank Otfried July am Donnerstag. „Der Prozess, was wir daraus an Lehren ziehen, ist aber noch nicht abgeschlossen.“ So arbeite die Diakonie derzeit an der Einrichtung einer Controllingstelle.

Weit dramatischere Veränderungen gab es im Vorstand der Diakonie: Von den vier Mitgliedern des Jahres 2009 wird demnächst nur noch die Direktorin des Hilfswerks „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, im Amt sein. Der für den Bereich Wirtschaft und Verwaltung zuständige Vizepräsident Wolfgang Teske, an dessen Schreibtisch die Extraausgaben für die Unternehmensberatung offenbar unbemerkt vorbeiliefen, wechselt zum 1. Mai in das Diakonische Werk der Evangelischen Kirchen Mitteldeutschlands. Und das für Sozialpolitik zuständige Vorstandsmitglied Kerstin Griese kehrte bereits im vergangenen Jahr in den Bundestag zurück. Doch lediglich für Kottnik wurde mit dem badischen Diakoniepfarrer Johannes Stockmeier im vergangenen Dezember ein Nachfolger gewählt. Weswegen der nominell vierköpfige Vorstand ab Mai nur noch aus zwei Personen bestehen wird. Die Herausforderungen, vor denen die Diakonie steht, nehmen dagegen weiter zu: Bundesweit steht das kirchliche Arbeitsrecht massiv unter Beschuss, und die für 2012 geplante Fusion von Diakonie und Evangelischem Entwicklungsdienst ist noch nicht unter Dach und Fach.

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