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Tel Aviv: Zwei Tote bei Angriff auf Schwulen-Zentrum

Bei einem blutigen Angriff auf ein Jugendzentrum für Schwule und Lesben in Tel Aviv sind am Samstagabend zwei Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte den „schockierenden Mord“ in der für ihre gesellschaftliche Offenheit bekannten Stadt. Nach dem Täter fahndete die Polizei mit Hochdruck.

Der ganz in Schwarz gekleidete und maskierte Mann feuerte nach Angaben von Zeugen mit einer Schnellfeuerwaffe auf junge Schwule und Lesben, die vor dem Eingang des Zentrums standen. Die 17-jährige Lis Tarabuschi und der 26-jährige Janiw Katz seien sofort tot gewesen, teilte die Polizei mit. Den Einsatzkräften zufolge wurden 15 weitere Menschen teilweise schwer verletzt.

Laut Augenzeugen versuchte der Angreifer, auch eine nahe gelegene Schwulenbar zu attackieren. Wachposten hätten ihm jedoch den Zutritt verwehrt. Das Motiv des Täters sei noch unklar, sagte der Polizeichef von Tel Aviv, Schahar Ajalon. Es habe keine Drohungen gegen das Homosexuellen-Zentrum gegeben. Polizeisprecher Mickey Rosenfeld sagte, der Angriff habe sich „höchstwahrscheinlich ganz bewusst“ gegen Schwule und Lesben gerichtet.

Die Homosexuellen-Vereinigung, die den Treffpunkt unterhält, ging von einem gezielten Angriff aus. „Angesichts der Anstiftung zum Hass gegen die homosexuelle Gemeinschaft ist es nicht überraschend, dass so ein Verbrechen begangen werden kann“, sagte der Präsident von Tel Avivs Homosexuellen-Vereinigung, Mai Pelem, unter Verweis auf feindliche Äußerungen in religiösen Kreisen. Der Leiter des israelischen Homosexuellen-Verbandes, Mike Hamel, sagte hingegen, „in unseren schlimmsten Albträumen hätten wir uns nie vorstellen können, dass der Hass gegen unsere Gemeinschaft so weit gehen kann“.

Im Zentrum von Tel Aviv gingen in der Nacht tausende Menschen aus Protest gegen die Bluttat auf die Straßen. Sie schwenkten Regenbogenfahnen und zündeten Kerzen für die Opfer an.

„Wir sind ein demokratisches und tolerantes Land und müssen jeden Menschen so akzeptieren wie er ist“, sagte Regierungschef Netanjahu. Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, hob hervor, dass seine Stadt auch weiterhin für „Toleranz und Offenheit“ stehe.

Obwohl Homosexuelle in Israel im Allgemeinen toleriert werden, sind vor allem Schwule oftmals Anfeindungen von ultraorthodoxen Juden ausgesetzt. Im Jahr 2005 hatte ein ultraorthodoxer Jude drei Teilnehmer einer Homosexuellenparade erstochen. Er wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. AFP/dpa

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