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Terror-Anschlag: Zwei deutsche Polizisten in Afghanistan verletzt

Bei einem Selbstmordanschlag im Kommandobereich der Bundeswehr im Norden Afghanistans sind am Sonntag zwei deutsche Polizeiausbilder verletzt worden. Auch drei Schüler wurden Opfer eines Anschlages.

Bei einem Anschlag in der Nähe von Kundus im Norden Afghanistans sind am Sonntagvormittag zwei deutsche Polizeiausbilder leicht verletzt worden. Das gepanzerte Fahrzeug der Beamten und ein entgegenkommendes Auto seien beschädigt worden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Unklar ist den Angaben zufolge, ob die Polizisten tatsächlich Ziel des Anschlags waren. Zudem ist offen, ob es sich um einen Selbstmordanschlag oder eine Sprengfalle handelte.

In dem geschützten Auto saßen drei deutsche Polizeiausbilder und ein afghanischer Übersetzer, die bei Kundus von oder zu einer Besprechung unterwegs waren, wie der Sprecher weiter sagte. Rund 60 deutsche Polizisten sind derzeit als Ausbilder in Afghanistan tätig. Am Abend soll nun entschieden werden, ob die beiden Verletzten nach Deutschland ausgeflogen werden.

Schüler bei Anschlag verletzt

Ebenfalls am Sonntag sind im Kommandobereich der Bundeswehr drei Schulkinder bei einem Selbstmordanschlag verletzt worden. Wie der stellvertretende Polizeichef der Provinz Kundus, Abdul Rahman Aaqtash, mitteilte, war ein Wiederaufbauteam der Bundeswehr südlich der Stadt Kundus von dem Attentäter angegriffen worden. Unter den Soldaten habe es jedoch keine Opfer gegeben. Die verletzten Mädchen seien außer Lebensgefahr.

"Ich war am Anschlagsort und habe den vier deutschen Soldaten die Hände geschüttelt", sagte Aaqtash. Die Männer, die in einem Bundeswehr-Fahrzeug unterwegs waren, seien wohlauf. Nach Angaben der Bundeswehr waren deutsche Soldaten indes nicht involviert - auch nicht als Angriffsziel. "Deutsche Soldaten sind als Ziel und Opfer des Anschlags nicht beteiligt", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam.

Polizeigewerkschaft beklagt Defizite bei der Sicherheit

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mehr Schutz für die deutschen Polizisten in dem Land. "Wenn man nicht für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgt, dann wird es natürlich schwierig werden, Kollegen freiwillig dort hinzubekommen", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Konrad Freiberg der "Mitteldeutschen Zeitung". Freiberg fügte hinzu: "Es gibt Defizite. Und wir fordern, dass die Defizite behoben werden." Dies gelte für die medizinische Versorgung, den Schutz der Polizeiausbilder durch Militärs und die Befreiung aus gefährlichen Situationen.

Grünen-Fraktionsvize Jürgen Trittin verlangte nach dem Attentat, die Polizeiausbildung in Afghanistan zu verstärken. "Nichts fürchten die Oppositionellen in Afghanistan mehr als die Herstellung rechtsstaatlicher Strukturen. Deshalb müssen Deutschland und die EU ihre Anstrengungen für die Polizeiausbildung in Afghanistan dringend verstärken", sagte Trittin, der den "feigen Anschlag im Norden Afghanistans auf das Schärfste" verurteilte.

Erst am Montag waren in Kundus zwei deutsche Soldaten während einer Patrouille durch eine Sprengfalle leicht verletzt worden. Einen Tag später, am 1. Juli, hatte die Bundeswehr das Kommando für die schnelle Eingreiftruppe in Nord-Afghanistan übernommen.

In Afghanistan halten sich nach Angaben des Sprechers zurzeit 60 deutsche Polizeiausbilder auf. Sie gehören je zur Hälfte zur europäischen Polizeimission EUPOL und zum bilateralen Polizeiprojekt zwischen Deutschland und Afghanistan. (dm/dpa)

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