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Terror in Ägypten: Alptraum im Paradies

Am Morgen nach den Terroranschlägen kehren die Ladenbesitzer die Scherben zusammen, wischen das Blut auf.

Dahab - Mohammed Tharwat starrt auf den Boden, stützt sich auf einen Stuhl und kann es noch immer nicht fassen. Der Kellner steht am Dienstag inmitten des Chaos aus Glasscherben und verbrannten Holzbalken. Gestern noch war alles in bester Ordnung in dem noblen Restaurant im Badeort Dahab am Roten Meer. Touristen aus Ägypten und dem Ausland waren am Abend zum Strandufer geschlendert, um einen Drink zu nehmen oder Essen zu gehen. Doch die Urlaubsstimmung an diesem langen Feiertagswochenende war binnen Sekunden dahin. Explosionen verwandelte das Paradies in einen Albtraum: Leichenteile, Blut, schreiende Menschen, zerstörte Geschäfte.

«Ich nahm gerade eine Bestellung auf. Da hörte ich, wie eine erste, dann eine zweite Explosion die Gegend erschütterte. Ein Trümmerstück traf mich im Gesicht. Ich warf mich zu Boden», berichtet der Kellner. «Ich weiß gar nicht, was genau geschah. Viele Ägypter waren da und Ausländer - Deutsche, Dänen, Briten.»

Bauleiter Jasser Abo Samra spazierte durch eine Gasse, als er die erste Explosion hörte. Er rannte zur Hauptstraße, als er den zweiten Knall hörte. Er glaubt, dass die Täter eine Tasche mit der Bombe möglicherweise vom Dach eines Hauses in einen um Erdgeschoss liegenden Gewürzladen geworfen haben. «Der zweite Stock steht leer, da könnte das also jemand runtergworfen haben. Das hört man hier überall», meint er.

Der Gewürzladen liegt in der Altstadt mit vielen Geschäften. Gegenüber gibt es einen Supermarkt. Zwei weitere Sprengsätze detonierten offenbar auf beiden Seiten einer Holzbrücke für Fußgänger. Ein verbranntes Fahrrad liegt vor der Brücke. Daneben zerbrochene Blumentöpfe.

"Nichts wie raus

Unweit der Brücke steht das Neptune Hotel. «Es passierte so schnell, dass man gar nicht begriff, wie einem geschah. Ich dachte nur, nichts wie draus, weil man ja nicht weiß, was als Nächstes kommt», sagt Hany, der Manager des Hotels. Im April seien viele Touristen da. Juden wie Christen hätten Feiertage. Zusätzlich werde das altägyptischen Osterfest begangen. Die meisten Opfer seien jedoch Ägypter, die in der Tourismusbranche arbeiten. «Ich habe mindestens zwei Tote vor dem Hotel liegen sehen und einen deutschen Jungen, der nach seiner Mutter schrie», sagte der Manager.

Am Morgen nach den Terroranschlägen kehren die Ladenbesitzer die Scherben zusammen, wischen das Blut auf. Usama Ali Abdel Asis, Koch im Oxford Restaurant, hat noch immer sein weißes Hemd vom Vortag an. Die Blutflecken darauf sind mittlerweile braun. «Ich bin raus aus der Küche, als ich die Explosion hörte. Ich dachte, eine Gasleitung sei explodiert oder die Decke eingestürzt. Ich habe vier Tote weggetragen, einer davon war ein behinderter Ägypter. Und dann einen ägyptischen Jungen. Er war ganz voller Blut. Und noch ein Kind, ein ausländisches», sagt er. (tso/dpa)

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