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Politik: Terror in Nahost: 19 Tote nach Selbstmordattentat

Nach dem Anschlag eines Selbstmordattentäters in Tel Aviv hat der palästinensische Präsident Jassir Arafat einen sofortigen Waffenstillstand angeboten. Er erklärte am Samstag, er sei bereit, alles Notwendige für eine bedingungslose Waffenruhe zu tun.

Nach dem Anschlag eines Selbstmordattentäters in Tel Aviv hat der palästinensische Präsident Jassir Arafat einen sofortigen Waffenstillstand angeboten. Er erklärte am Samstag, er sei bereit, alles Notwendige für eine bedingungslose Waffenruhe zu tun. Arafat verurteilte den Anschlag, der mit dem Attentäter 19 Menschen das Leben kostete und der folgenschwerste seit fünf Jahren ist. Das israelische Kabinett kam zu einer Krisensitzung zusammen. Es wurde erwartet, dass Ministerpräsident Ariel Scharon Vergeltungsangriffe anordnen wird. Seine für die kommende Woche geplante Europareise sagte Scharon ab.

"Wir sind bereit, unser Möglichstes zu tun, um das Blutvergießen unseres Volks und der Israelis zu stoppen", sagte Arafat nach einem Treffen mit Bundesaußenminister Joschka Fischer in Ramallah. Vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv, in dem das Kabinett zu seiner Sitzung zusammentrat, versammelten sich am Morgen aufgebrachte Israelis und forderten eine scharfe Vergeltung von Scharon. Sie riefen "Tod den Arabern" und warfen Steine auf eine nahe gelegene Moschee.

Ein Augenzeuge berichtete, der Attentäter habe sich am Freitagabend gegen 23 Uhr 30 in eine Menschenmenge gemischt, die vor der Diskothek "Pacha" an der Strandpromenade auf Einlass wartete. "Ich sah die Hand einer Person, ein Gehirn. Ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben soll, es zerreißt einem das Herz", sagte er. An der Promenade gibt es zahlreiche Geschäfte und Restaurants, und viele Israelis feierten dort den Beginn ihres Wochenendes. Die israelische Polizei nahm nach eigenen Angaben "eine Anzahl von Verdächtigen" fest.

Wie das israelische Radio berichtete, bekannte sich die Untergrundorganisation Islamischer Dschihad zu dem Anschlag. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas, Abdel Asis Rantisi, sagte, es sei "das Recht des palästinensischen Volkes, die Feinde zu terrorisieren". Der israelische Verteidigungsminister Binjamin Ben Elieser sprach von "einem der grausamsten und unmenschlichsten Terroranschläge" in der Geschichte Israels. Der Minister für öffentliche Sicherheit, Uzi Landau, sagte am Tatort, Arafat sei schuld an diesem und auch an anderen Anschlägen. Die palästinensische Autonomiebehörde forderte aus Angst vor einem israelischen Vergeltungsangriff ihre Angestellten auf, ihre Büros sofort zu verlassen. Die Universität in Nablus schickte ihre Studenten nach Hause.

Bundeskanzler Gerhard Schröder und Fischer verurteilten das Attentat scharf. In einer Botschaft an Scharon verband Schröder seine Beileidsbekundung mit einem eindringlichen Appell zum Frieden. "Den feigen Attentätern darf es nicht gelingen, Ihr Land und die gesamte Region in eine noch größere Katastrophe zu stürzen", schrieb Schröder. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sagte, das Attentat "demaskiert auf schreckliche und verabscheuungswürdige Weise das wahre Gesicht Arafats und damit der palästinensischen Autonomiebehörde".

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