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Politik: Thüringer SPD will Regierungschef Matschie

Spitzenkandidat für die Wahl 2004 Nur eine Gegenstimme

Erfurt. Mit nur einer Gegenstimme hat die Thüringer SPD ihren Vorsitzenden Christoph Matschie in Erfurt zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im kommenden Juni gewählt. Zuvor hatte der 42-jährige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium rund eine Stunde lang um Zustimmung zu den Sozialreformen der Bundesregierung geworben. „Ich bin gegen eine Reduzierung der Gesellschaft auf eine bloße Einnahme- und Ausgabenrechnung“ rief er den 125 Delegierten zu und präsentierte ihnen die Agenda 2010 als sozialpolitischen Gegenentwurf zu denen, „die den Neoliberalismus predigen“.

Matschie hielt eine Rede, in der das Wort Gerechtigkeit oft und das Wort Arbeitslosigkeit nie vorkam, die jedoch beim Parteivolk als außergewöhnlich gut empfunden wurde. Landespolitisch legte Matschie den Schwerpunkt auf die Schulpolitik und forderte neben einheitlichen Bildungsstandards ein gemeinsames Lernen in den Klassenverbänden bis nach der achten Klasse. Mit einer Zustimmungsrate von 99,8 Prozent hatte Matschie offenbar selbst nicht gerechnet, betonte er doch noch Anfang dieser Woche, dass er sich „kein sozialistisches Ergebnis“ wünsche.

Nur noch Makulatur scheint dagegen Matschies Kandidatur für das Bundespräsidium seiner Partei. Aus Matschies Umfeld verlautete, dass er sich schon zu Wochenbeginn aus dem Kandidatenrennen zurückziehen wollte. „Doch nachdem Sigmar Gabriel zu Matschies Gunsten verzichtet hat, geht das nicht mehr.“ Matschie selbst betonte, dass er nicht kneifen wolle, nur weil es vielleicht eng werde. „Ich bin von den Ost-Landesverbänden aufgestellt worden und werde auch antreten.“ Neben Christoph Matschie kandidieren NRW-Landeschef Harald Schartau und Bundesfinanzminister Hans Eichel für die beiden Männerplätze.

Matthias Thüsing

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