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Verdeckt: Der Ort des Unfalls auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking wird von Arbeitern und Polizisten abgesperrt. Auf dem Tiananmen-Platz hatten Sicherheitskräfte im Juni 1989 ein Massaker an friedlichen Demonstranten verübt. Foto: Ed Jones/AFP

© AFP

Politik: Tod im Machtzentrum

Bei einem Autounfall am Tiananmen-Platz in Peking sterben fünf Menschen. War es ein Anschlag?

Berlin - Die Abendnachrichten des chinesischen Staatsfernsehens CCTV erwähnten es nicht, dabei kündete am Montagmittag eine weithin sichtbare Rauchsäule von dem mysteriösen Unfall im Herzen der Autokratie. Im chinesischen Internet kursierten Fotos von einem Fahrzeug, das unmittelbar vor dem riesigen Mao-Portrait am Tor des Himmlischen Friedens in Peking in Flammen steht. Zensoren löschten die Berichte schnell wieder, der Platz des Himmlischen Friedens war weiträumig abgesperrt, eine U-Bahn-Station geschlossen. Klar ist: Es war alles andere als ein gewöhnlicher Autounfall, bei dem am Montagmorgen nördlich des Tiananmen-Platzes fünf Menschen starben und 38 verletzt wurden.

Nach Informationen der „South China Morning Post“ fuhr ein mit drei Personen besetzter Geländewagen vor dem Tor des Himmlischen Friedens durch eine Menschenmenge bis kurz vor das berühmte Mao-Bild, prallte gegen eine Barriere und ging sofort in Flammen auf. Neben den drei Insassen starben nach Informationen der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ein philippinischer Tourist und ein Chinese aus der Provinz Guangdong. Unter den Verletzten sollen Touristen aus den Philippinen und Japan sowie Polizisten sein.

Der Platz des Himmlischen Friedens ist seit dem Massaker 1989 der am schärfsten bewachte Platz der Welt. Mehrere Absperrgitter sichern das Tor des Himmlischen Friedens in Richtung Changan-Straße. Das Fahrzeug fuhr jedoch laut „South China Morning Post“ bereits 400 Meter östlich des Tores von der Changan-Straße auf den Bürgersteig und raste durch die Menschenmenge bis kurz vor den Eingang der Verbotenen Stadt. Für einen Anschlag gibt es zwar keine Beweise, doch ein zufälliger Weg scheint das nicht zu sein. Eine ausländische Touristin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sie habe eine Explosion gehört, gefolgt von einem Feuer.

Der Platz des Himmlischen Friedens ist das symbolische Zentrum der Macht der Kommunistischen Partei Chinas. Auf dem Platz befindet sich das Mao-Mausoleum, im Nordteil wird jeden Morgen feierlich die chinesische Fahne gehisst, nordwestlich grenzt das nicht öffentlich zugängliche Regierungsviertel Zhongnanhai an den Platz. Immer wieder lassen sich verzweifelte chinesische Petitionäre und Demonstranten auch von unzähligen Überwachungskameras, den Personenkontrollen und dem massiven Polizeiaufgebot nicht abschrecken und versuchen, an diesem sensiblen und geschichtsträchtigen Ort zu demonstrieren. Die meisten werden schon auf dem Weg dorthin festgenommen. Zuletzt zündete sich 2011 ein 42 Jahre alter Mann an fast derselben Stelle an, wo das Auto am Montag in Flammen aufgegangen ist. Auf dem Platz stehen rote Feuerlöscher, damit die Sicherheitskräfte nach Selbstverbrennungen schnell eingreifen können. Im Juli hat der 34 Jahre alte Ji Zhongxing im Terminal 3 des Pekinger Flughafens eine selbst gebaute Bombe in seiner Hand explodieren lassen, um gegen in Polizeigewahrsam erlittene Misshandlungen zu protestieren, die ihn an den Rollstuhl fesselten. Er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Auf die Frage, ob es sich bei dem mysteriösen Unfall vor dem Tor des Himmlischen Friedens um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, verweigerte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Hua Chunying mit dem Hinweis auf fehlende Informationen jeden weiteren Kommentar.

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