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Politik: Tödliche Botschaft

Bombenanschlag auf das US-Konsulat unmittelbar vor dem Bush-Besuch in Pakistan

Berlin - Mindestens vier Tote und etwa 50 Verletzte – der US-Präsident ist noch nicht in Pakistan angekommen, da erschüttert sein Besuch bereits das Land. Zwar hat sich zu dem Bombenanschlag auf das amerikanische Konsulat in Karatschi am Donnerstag bisher niemand bekannt. Doch dass er im Zusammenhang mit der Reise von George W. Bush steht, bezweifelt niemand, der Sicherheitschef der Hafenstadt hat bereits Al Qaida dafür verantwortlich gemacht. Ein mit Sprengstoff beladenes Auto hatte offenbar versucht, auf das Konsulatsgelände zu fahren, explodierte aber auf einem nahen Hotelparkplatz. Dabei starb auch ein pakistanischer Mitarbeiter des Konsulats.

Der erste Besuch des US-Präsidenten in Pakistan steht in engem Zusammenhang mit dem Antiterrorkampf. Seit das Land sich nach dem 11. September auf die Seite der Amerikaner stellte und wichtigster Stützpunkt der US-Armee im Kampf gegen die Taliban im benachbarten Afghanistan wurde, genießt die Regierung von Präsident Pervez Musharraf finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung in hohem Maß und den Status eines „Major Non Nato Ally“ der USA, eines „wichtigen Nicht-Nato-Verbündeten“.

Zugleich wuchs aber mit der Verfolgung der Taliban, die viele Pakistaner im Grenzgebiet mehr oder weniger als Landsleute empfinden, der Anti-Amerikanismus in der Bevölkerung. Das zeigten auch die gewalttätigen Demonstrationen der vergangenen Wochen, in deren Verlauf bis zu 18 Menschen starben.

Offiziell richteten sich die Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen in europäischen Zeitungen. Doch der randalierende Mob verbrannte viele Bilder des US-Präsidenten – dessen Regierung die Karikaturen zuvor deutlich kritisiert hatte. Für diesen Freitag hat ein Zusammenschluss von sechs religiösen Parteien im Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Als klar wurde, dass Bush womöglich schon am selben Abend in Islamabad ankommen würde, zog die Musharraf nahe stehende Regierungspartei PML-Q ihre Unterstützung zurück. Ausländische und pakistanische Beobachter in Islamabad gehen davon aus, dass die Mullahs das traditionelle Freitagsgebet dennoh erfolgreich nutzen werden, um die Lage anzuheizen und „das Land lahm zu legen“. Allerdings gehen Mitarbeiter der International Crisis Group davon aus, dass Musharraf eine Eskalation der Lage während des Bush-Besuches nicht ungelegen kommen könnte. Washington fordert von dem Präsidenten, der nach wie vor Oberbefehlshaber der Armee ist, inzwischen deutlich rasche Schritte hin zu mehr Demokratie. Doch je mehr und häufiger religiöse Extremisten auf die Straße gehen und randalieren, umso überzeugender kann der General argumentieren, dass weiter eine starke Hand den Staat führen muss. Dazu passt der Einsatz vor zwei Tagen in der Region Wasiristan, bei dem nach Armeeangaben mindestens 30 Terroristen getötet wurden.

Bush selbst, der sich noch im Nachbarstaat Indien aufhält, hat klar gemacht, dass „Terroristen und Mörder“ ihn nicht davon abhalten würden, nach Pakistan zu reisen. Er wertete den Anschlag als „ein Zeichen dafür, dass der Krieg gegen den Terror anhält“. In die Millionenstadt Karatschi, bei der im Jahr 2002 ein Anschlag auf das US-Konsulat zwölf Pakistaner getötet hatte, wird er aber nicht reisen. Der Präsident wird in der wesentlich kleineren, übersichtlichen Hauptstadt erwartet. Diese wird für den Besuch gleichsam in ein Sperrgebiet verwandelt.

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