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Politik: Töpfer statt Frau?

Schröder wirbt für CDU-Politiker als Bundespräsidenten

Im Ausland wird keine Innenpolitik gemacht, so die ungeschriebene Regel. Doch wenn es um die Nachfolge von Johannes Rau geht, hat Gerhard Schröder diesen Grundsatz bereits zweimal über Bord geworfen. So sagte der Kanzler im September 2003 in Prag, es solle unbedingt eine Frau ins Schloss Bellevue ziehen. Jetzt ließ er in Kenia wissen, er sei geradezu dankbar für die Frage nach der Eignung von Klaus Töpfer für das Amt des Bundespräsidenten. „Ich finde, dass auf Grund seiner menschlichen und persönlichen Integrität und wegen seiner Lebenserfahrungen Klaus Töpfer für jedes denkbare Amt qualifiziert ist, national und international“, lobte Schröder den neben ihm sitzenden CDU-Politiker und Chef der UN-Umweltbehörde.

Mit ihrer „zögerlichen“ Diskussion über die Rau-Nachfolge seien CDU und CSU dabei, „Menschen zu verheizen“ sagte der Kanzler. „Ich bin nicht am Zuge. Andere müssen sich verantwortungsvoller verhalten, als sie es bisher getan haben“. Töpfer, den der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) als Kandidaten ausgerufen hatte, kommt Schröder gerade recht. Er bringt die rot- grüne Koalition, die in der Bundesversammlung ebenso wie die Union auf fremde Stimmen angewiesen ist, zurück ins Spiel. Es dauerte nicht lange, bis sich Spitzen-Grüne dem Lob auf Töpfer anschlossen. Er könne und wolle „dem Bundeskanzler in dieser Frage überhaupt nicht widersprechen“, sagte Parteichef Reinhard Bütikofer. Im Regierungslager wird darauf verwiesen, die Opposition komme bei der Rau-Nachfolge „nicht einen Zoll voran“. Und: Die SPD werde eine Frau ins Rennen schicken, sofern die Union mit FDP-Hilfe Schäuble nominiere.

Töpfer statt Schäuble: Dies ist die offene Variante des Vorhabens, auf die Union Druck auszuüben. Die stillschweigende besteht in Gedankenspielen, Rot-Grün könne gemeinsam mit der FDP einen Kandidaten aufstellen. FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper versicherte am Mittwoch, „offizielle Gespräche“ mit der SPD gebe es nicht. Inoffiziell fällt immer öfter der Name der früheren Ausländerbeauftragten Cornelia Schmalz-Jacobsen. Sie genießt bei Rot-Grün mindestens so große Sympathie wie Töpfer – und hat eine Fürsprecherin in Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf. Zudem würde eine Frau in Bellevue dem Kanzler gut ins Konzept passen, weil nach weit verbreiteter Lesart so eine weitere Frau an der Spitze unwahrscheinlicher würde – CDU-Chefin Angela Merkel als Kanzlerin.

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