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Mit einem klaren Sieg wurde Tony Abbott zum neuen Regierungschef Australiens gewählt. Im Unterhaus werden die Konservativen voraussichtlich 89 Sitze haben, Labor lediglich 58, dazu kommen zwei Unabhängige und ein Grüner.

© Tony Abbott - neuer Regierungschef von Australien.

Tony Abbott gewinnt Parlamentswahl in Australien: Vom "Mister No" zum Regierungschef

Es galt als fast ausgeschlossen, dass Tony Abbott dem Labor-Regierungschef Kevin Rudd gefährlich werden könnte. Am Samstag entschied der Oppositionsführer die Wahl aber klar für sich. Was ist von Australiens neuem Regierungschef zu erwarten, der bereits angekündigt hat, ankommende Flüchtlingsboote zurück auf's Meer schleppen zu wollen?

Am Morgen danach tat Tony Abbott, was er jeden Sonntag morgen tut: Der designierte Premierminister Australiens schwang sich auf sein Fahrrad. In Zukunft wird er wohl noch weniger Zeit zum trainieren haben. Nach dem überzeugenden Wahlsieg seiner konservativen Koalition wird der neue Regierungschef alles daran setzen, seine politischen Vorstellungen umzusetzen und eine Rückkehr der Labor-Regierung an die Macht möglichst langfristig zu verhindern.

Als der 55-Jährige aus Sydney vor knapp vier Jahren mit einer einzigen Stimme Mehrheit Oppositionsführer in Canberra wurde, belächelten ihn viele. Dass der vormalige Wadenbeisser seines Vorbildes und langjährigen Premierministers John Howard den damals überaus beliebten Labor-Regierungschef Kevin Rudd gefährden könnte, galt als fast ausgeschlossen. Zu harsch, zu kantig, zu konservativ für die Wechselwähler der Mitte, unbeliebt vor allem bei Frauen, negative Beschreibungen in Hülle und Fülle gab es nicht nur von der gegnerischen Seite, selbst im eigenen Lager war Abbott extrem umstritten.

Als Oppositionsführer war er dann überaus effektiv, so effektiv, dass sein Widersacher Rudd von der eigenen Partei geschasst und durch Julia Gillard ersetzt wurde. Abbott war der Macht schon nach den Wahlen 2010 schon greifbar nahe, Gillard verhandelte aber geschickter und zog zwei an sich konservative Unabhängige Abgeordnete auf ihre Seite. Abbott griff unablässig weiter an, als Gillard entgegen ihren ursprünglichen Versprechungen eine Umweltsteuer erließ, hatte Abbott sein Thema gefunden.

Tony Abbott will Flüchtlinge mit der Marine aus australischen Gewässern zurück geschleppt

In der Vergangenheit hat er die globale Erwärmung einmal als "Quatsch" bezeichnet, offiziell ist er zwar davon abgerückt, die Steuer wird er trotzdem abschaffen, in Sachen Umwelt wird die neue Regierung heftig zurückrudern.

Abbott hat ebenso seit Jahren unerbittlich sein zweites Lieblingsthema verfolgt: "Stoppt die Boote!" Flüchtlinge aus aller Welt landen in Australien, zumeist von Indonesien in klapprigen Seelenverkäufern kommend. Genau wie sein Parteifreund Howard hat Abbott die Flüchtlinge Jahre lang mit großem Erfolg für seine politische Propaganda eingesetzt. Rudd, der nach seinem eigenen Coup vor gut zwei Monaten noch einmal Premierminister geworden war, hatte zwar noch versucht, Abbott rechts zu überholen und durchgesetzt, dass kein Bootsflüchtling mehr Asyl in Australien bekommt.

Jetzt wird sich zeigen, welche Strategie der neue Regierungschef einsetzen wird, um die Flüchtlinge von der gefährlichen Reise abzuhalten. Abbott hat bereits angekündigt, dass er die Marine verstärkt einsetzen will und die

Boote möglicherweise aus australischen Gewässern zurück geschleppt werden sollen, ein Plan, der jede Menge Zündstoff für die Beziehung zum unmittelbaren Nachbarn Indonesien birgt.

Der ehemalige katholische Priesterseminarist wird außerdem versuchen, das Arbeitsrecht wieder freundlicher für die Arbeitgeber zu gestalten und hat bereits Kürzungen im Sozialbereich angekündigt. Was genau er vorhat, ist

derzeit noch schwer einzuschätzen, denn Abbott und sein Team hatten im Wahlkampf fast ausschliesslich mit Negativpropaganda gearbeitet und die Schwächen der in Fraktionen gespaltenen Laborpartei attackiert. Mit großem

Erfolg: Im Unterhaus werden die Konservativen voraussichtlich 89 Sitze haben, Labor lediglich 58, dazu kommen zwei Unabhängige und ein Grüner.

Ob Abbott sich vom oppositionellen "Mister No" zu einem wirkungsvollen Regierungschef wandeln kann, muss sich erst noch zeigen.

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