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Politik: Trauer, die verbindet

Von Jan Tilman Günther Nira Lavi ist Israelin, ihr Sohn starb bei einem palästinensischen Bombenanschlag. Ibrahim Bushnak ist israelischer Palästinenser.

Von Jan Tilman Günther

Nira Lavi ist Israelin, ihr Sohn starb bei einem palästinensischen Bombenanschlag. Ibrahim Bushnak ist israelischer Palästinenser. Sein Neffe wurde von der israelischen Polizei erschossen. Als Abgeordnete des „Bereaved Families Forum" reisen sie auf Einladung von Amnesty International durch mehrere Länder Europas und Kanada, um für den Frieden zu werben. Sie wollen zeigen, dass Trauer und Leid die Volksgruppen verbinden können, statt zu spalten. „Trotz der schrecklichen Situation sehen wir optimistisch in die Zukunft. Wir haben unsere Kinder verloren, aber nicht unsere Hoffnung“, sagte Ibrahim Bushnak vor kurzem in Berlin.

Das Forum wurde von dem israelischen Geschäftsmann Yitzhak Frankenthal gegründet, dessen Sohn 1994 als Soldat der israelischen Armee getötet wurde. Frankenthal wandte sich an die israelischen und palästinensischen Angehörigen von Opfern. Die Menschen kamen ins Gespräch, sie überwanden die „Phase der Rache", wie Nira Lavi sagt. Und sie sprachen mit den Politikern. Noch vor zwei Jahren gab es Treffen mit Barak und Arafat. Die letzte aufsehenerregende Aktion für den Frieden war die Ausstellung von mehreren hundert Särgen in Tel Aviv und Washington im Frühjahr diesen Jahres.

Dabei versteht sich das „Forum Hinterbliebener Familien" nicht als politische Organisation. „Es geht um die Versöhnung zwischen den Menschen", sagt Nira Lavi. Denn diese Menschen müssen auch in Zukunft miteinander leben, welche politische Lösung auch immer gefunden werden mag. Mittlerweile gehören 200 israelische und 140 palästinensische Familien der Organisation an.

Doch ihre Versöhnungsarbeit ist seit der Eskalation der Gewalt schwieriger geworden. Die öffentliche Meinung in Israel ist auf den harten Regierungskurs eingeschwenkt und hat wenig übrig für die Tätigkeit der Organisation. Außerdem sind die besetzten Palästinensergebiete weitgehend abgeriegelt, so dass Treffen zwischen Israelis und Palästinensern fast unmöglich geworden sind.

Wie wichtig das humanitäre Engagement in diesen Gebieten ist, berichtete der israelische Mediziner Noam Lubell von der Hilfsorganisation „Physicians for Human Rights". Die Organisation von palästinensischen und israelischen Ärzten führt regelmäßig Gesundheitstage zur medizinische Versorgung der Bevölkerung durch. Trotz der eskalierten Lage in ihrer Heimat bleiben die Betroffenen hoffnungsvoll: „Wenn wir zusammen sitzen können, können die anderen es auch."

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