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Eine Turnhalle ist sicherlich nicht der beste Ort für traumatisierte Menschen, um zur Ruhe zu kommen.

© dpa

Trauma und Flüchtlinge: Was tun bei traumatisierten Kriegsflüchtlingen?

Flüchtlinge aus Kriegsgebieten leiden häufig an Traumata. Doch wie therapiert man sie? Und warum werden trotzdem manchmal Patienten zu Tätern?

Der Attentäter von Ansbach hatte schon zwei Suizidversuche hinter sich und hatte deshalb auch bereits Zeit in einer Klinik verbracht. Flüchtlinge aus Kriegsgebieten leiden häufig an Traumata. Doch wie therapiert man sie? Und warum werden trotzdem manchmal Patienten zu Tätern?

„Die Traumatherapie muss als integrative Maßnahme verstanden werden“, Mechthild Wenk-Ansohn, Psychologin am Behandlungszentrum für Folteropfer (BZFO) in Berlin-Moabit. Viele Menschen hätten Angehörige verloren und kämen entwurzelt und perspektivlos in Deutschland an, sagt sie. „Das wichtigste für ihre Integration ist Sicherheit und Perspektive.“ Oft ist das Leben Neuangekommener von Unsicherheit geprägt. Unsicherheit darüber, wann oder ob sie abgeschoben werden. Oder Unsicherheit darüber, wie es der Familie im Kriegsgebiet geht. In Kliniken würden akut gefährdete Menschen oft nach wenigen Tagen aus Platzmangel entlassen. Eine Therapie brauche aber Zeit, sagt Wenk-Ansohn, „erst müssen Menschen stabilisiert werden, dann Traumata aufgearbeitet.“ Im Schnitt blieben Patienten im BZFO eineinhalb Jahre, jährlich etwa 500. Der Platz reiche nicht. „Letzten Sommer fragten wöchentlich 20 Menschen an“, sagt sie. Aufgenommen wurden hingegen lediglich zwei bis drei.

„Die psychotherapeutische Behandlung kann nicht die einzige Lösung sein“, sagt Dietrich Koch, Leiter von Xenion, einer Einrichtung zur Behandlung von Traumapatienten in Steglitz. Für Flüchtlinge sei das soziale Netz fundamental, die Möglichkeit zu Ruhe. Er schätzt, 30 bis 50 Prozent der hier Ankommenden könnten unter Traumata leiden. Doch Trauma habe ein „ungeheures Heilungspotenzial.“ Für jene etwa zehn Prozent, die sich nie ganz davon lösen können, müsse Psychotherapie zugänglich sein. „Für individuelle Traumata ist psychologische Beratung wichtig“, sagt Ivanka Sučić von Südost e.V. „bei kollektiven Traumata hilft Sozialberatung.“ Sie arbeitet mit Traumapatienten aus den Jugoslawienkriegen. Im Krieg werde Gewalt nicht sanktioniert, oft als überlebenswichtig und heroisch empfunden. Es habe sich gezeigt, wie Krieg Selbstkontrolle und Mitgefühl in Menschenzerstören könne. So können aus Opfern auch Täter werden.

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