zum Hauptinhalt

Politik: Trittins verbaler Tiefschlag: Ein Rückzug, kein Rücktritt

"Der Kanzler war nicht amused", sagt Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye. Gerhard Schröders Unmut galt Jürgen Trittin.

Von Robert Birnbaum

"Der Kanzler war nicht amused", sagt Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye. Gerhard Schröders Unmut galt Jürgen Trittin. Der grüne Umweltminister hatte am Montag im WDR dem CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer "nicht nur das Aussehen", sondern "auch die Mentalität eines Skinheads" unterstellt. Mehr als eine Entschuldigung forderte die Union zunächst nicht - Meyers unvergessener Fehlgriff mit dem "Verbrecher-Plakat" des Kanzlers dämpfte die Empörungslust.

Das änderte sich, als Dienstagabend die Entschuldigung eintraf. Trittin versicherte zwar, er wolle Meyer nicht persönlich verletzen. Aber der sei, so Trittin sinngemäß, selber Schuld: Wer mit der Skinhead-Parole "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" kokettiere wie Meyer, müsse mit scharfer Kritik rechnen. Und überhaupt empörten ihn "die deutschtümelnden Töne von Ihnen und Ihrer Partei".

Im CDU/CSU-Fraktionsvorstand waren sich alle einig: Das geht zu weit. Die Union packte die Keule aus. In einer Fraktions-Sondersitzung geißelte Angela Merkel Mittwoch früh Trittin als einen, der die CDU nach Rechtsaußen drängen wolle. Fraktionschef Friedrich Merz verlangte in einem Brief an Schröder die Entlassung des Ministers. Wenn Schröder das verweigert, soll am Freitag der Bundestag über eine Entlassungsforderung abstimmen. Merz: "Wir fühlen uns zutiefst gekränkt und beleidigt." Zur Seite sprang auch die FDP: "Verrohung der Sitten", befand FDP-General Guido Westerwelle.

Da lief das Krisenmanagement der rot-grünen Regierung schon auf Hochtouren. Trittin, im Wahlkampf in Rheinland-Pfalz, wurde von Spitzengrünen telefonisch klar gemacht, dass er ein echtes Problem hatte. Dass Schröder die übrigen Grünen-Minister im Kabinett nicht nur aufforderte, den Kollegen zur Entschuldigung zu drängen, sondern das sofort öffentlich verbreiten ließ, war mehr als deutlich.

Trittin gab klein bei. "Ich nehme meine Äußerung mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück und entschuldige mich", ließ er verkünden. Damit, sagt Heye, sei der Rücktritt "aus der Welt". Auch Grünen-Chefin Claudia Roth findet, nun sei es gut. Sonst, so Roth zum Tagesspiegel, kriege die Empörung der Opposition "ein Gschmäckle". Union und FDP reicht es aber nicht. Trittin müsse sich persönlich bei Meyer entschuldigen. Heye versteht das: Sobald Trittin zurück in Berlin sei, werde dies gewiss "in einer Form geschehen, die angemessen ist".

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false