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US-Präsident Donald Trump bei der CPAC-Konferenz am Rande von Washington D.C.

© Alex Brandon/AP/dpa

CPAC-Konferenz: Trumps Botschaft an die Konservativen: Wir werden liefern!

Beißende Medienkritik und ein erratischer Gang durch verschiedene Politikfelder: Eindrücke von der Konferenz der Erzkonservativen Amerikas.

Von Anna Sauerbrey

Früh am Morgen strömen eilige Männer und Frauen in dunklen Anzügen und Frauen in eleganten Kostümen durch die hohe Vorhalle der Union Station in Washington D.C. Von hier sind es nur wenige Minuten zu Fuß auf den "Hügel", das Regierungsviertel rund um den amerikanischen Kongress. Steve ist unterwegs gegen den Strom. Ein wenig mühsam arbeitet er sich die Treppen zum Busbahnhof hinauf. Er trägt ein blaues T-Shirt der erzkonservativen Washingtoner Denkfabrik "Heritage Foundation", Größe XXL. Washington D.C. ist eine demokratische Hochburg. Doch an diesem Morgen sind am Hauptbahnhof auch T-Shirts wie das von Steve zu sehen und Männer mit roten Mützen, auf denen steht "Make America Great Again" - Trumps Wahlkampfslogan.

Nur wenige Kilometer vor den Toren der amerikanischen Hauptstadt findet an diesem Wochenende in einem Konferenzzentrum mit angeschlossenem Luxus-Hotel die Conservative Political Action Conference statt, eine Art konservatives Klassentreffen, zu dem stets auch viele prominente Republikaner teilnehmen. In diesem Jahr ist beinahe der gesamte engere Zirkel um Donald Trump vertreten: Steve Bannon, Kellyanne Conway und Vizepräsident Mike Pence sind auf dem Podium - und für diesen Freitag Vormittag hat sich der Präsident persönlich angesagt.

Seit seiner Amtseinführung erfährt der Präsident einiges an Widerstand

Vom Hauptbahnhof Washington D.C. haben die Konferenzorganisatoren einen Shuttle-Service eingerichtet. Steve lässt sich in einem der schwarzen Busse auf einen Sitz fallen. Die Stimmung auf der Konferenz sei schon am Vortag großartig gewesen, sagt er. "Hey, ich meine, wir stellen den Präsidenten, wir haben die Mehrheit im Kongress - so viel Macht hatten die Republikaner seit, ich weiß auch nicht, bestimmt seit Jahrzehnten nicht mehr!"

Doch für Donald Trump und die Republikaner ist die diesjährige Konferenz auch ein großes Selbstvergewisserungsevent. Seit seiner Amtseinführung erfährt der Präsident einiges an Widerstand. Zwar wird der Einreisestopp für Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern von einer Mehrheit positiv gesehen, doch insgesamt bewertet eine Mehrheit der Amerikaner die Amtsführung des Präsidenten eher negativ - in einer Umfrage von NBC und Survey Monkey waren es zuletzt 54 Prozent, die unzufrieden oder eher unzufrieden waren. Die Mehrheit der republikanischen Wähler steht hinter ihm, zeigt dieselbe Umfrage, aber republikanische Kongressabgeordnete bekommen die Anti-Trump-Proteste stark zu spüren.

In dieser Woche, die in Amerika mit einem Feiertag begann, waren viele Abgeordnete in ihren Wahlkreisen - und mussten dort bei Treffen mit ihren Wählern heftige Proteste hinnehmen. Viele sagten die Treffen deshalb gleich ab. Beinahe jeden Abend versammeln sich außerdem Protestgruppen vor dem Weißen Haus, um gegen die neuesten Dekrete des Präsidenten zu demonstrieren. Trump muss also zumindest in den eigenen Reihen für Einheit sorgen. Er muss das, was er als seine "Bewegung" versteht, verstetigen und mit der republikanischen Partei verheiraten.

Einfach wird das nicht. Im selben Bus wie Steve sitzt auch Chris. Er studiert Politik und Wirtschaft an einer kleinen Christlichen Universität in Massachusetts. Er trägt einen sehr akkuraten Haarschnitt, einen gut geschnittenen Anzug und eine perfekt auf Hemd und Anzug abgestimmte Krawatte. Christ macht gerade ein Praktikum in Washington. Im Wahlkampf hat er zuerst Scott Walker unterstützt. "Aber jetzt ist Trump Präsident. Da muss man ihn ja unterstützen." Chris sagt, am meisten Sorgen mache ihm Trumps Wirtschaftspolitik. Er ist für Freihandel und sorgt sich, dass Trump der amerikanischen Wirtschaft mit seinem protektionistischen Kurs schaden könnte. Auch den Einreisestopp hätte man "besser machen können", meint er vorsichtig. Trotzdem, sagt er, habe Trump das Potential, die Republikaner hinter sich zu vereinen. Er jedenfalls werde zum Präsidenten stehen und freue sich, ihn life erleben zu können.

"Wann hat der III. Weltkrieg begonnen?"

Sehen wollen zumindest immer noch alle den Präsidenten. Tausende sind aus dem ganzen Land angereist zu dieser Konferenz. Die Tickets sind schon seit Wochen ausverkauft. Der "Potomac Ballroom", ein gigantischer Konferenzsaal, ist bis auf den letzten Platz gefüllt. "We the People. Reclaiming Americas Promise", steht über der Bühne. "Wir, das Volk. Das amerikanische Versprechen einfordern." Am Vortag hat hier Stephen Bannon gesprochen. Er tritt sehr selten öffentlich auf. Trump werde liefern, versprach er den Zuhörern. "Aber wenn ihr dachtet, dass wir Amerika ohne Kampf zurückbekommen, dann habt ihr euch getäuscht."

Er beschimpfte die Medien und kündigte die "Zerstörung" des "Verwaltungsstaates" an - ohne, dass ihn jemand fragte, was genau er damit meinte. Am Freitag Vormittag haben auf derselben Bühne mehrere Konservative, darunter der White-House-Mitarbeiter Sebastian Gorka, über die Frage diskutiert: "Wann hat der III. Weltkrieg begonnen?" Eine klare Antwort gab es nicht, nur, dass er eben schon läuft, der III. Weltkrieg, der Krieg zwischen der amerikanischen Kultur und den islamistischen Feinden der amerikanischen Gesellschaft. Die amerikanische Freiheit sei bedroht, betont Gordon Chang, ein Mitglied der American Conservative Union, die die Konferenz erfunden hat. Sie müsse jetzt verteidigt werden. Er erhält dafür viel Applaus.

Jetzt wärmt Fox-Moderator Lou Dobbs das Publikum für die Rede des Präsidenten an: "Ist das hier nicht ein wunderbarer, wunderbarer, ein glorreicher Morgen für Amerika?", ruft er der Menge zu. "Ist das nicht aufregend? Das hier ist ein historischer Moment. Und wir sind Teil davon. Wir sind jetzt alle aufgefordert zu handeln. Ich zweifle nicht daran: Wir werden diese Republik verteidigen. Ich vertraue auf euch. Ich und ihr, wir werden ihm folgen - auf der richtigen Seite der Geschichte."

Dann setzt tragische Musik ein und Donald Trump betritt die Bühne. Die Leute springen schreiend aus ihren Sitzen und jubeln wie bei einem Rockkonzert. Trump winkt. "Setzt euch hin, setzt euch hin", bittet er. Sie werden sonst schreiben, ich hätte keine stehenden Ovationen bekommen - weil ihr ja alles schön standet."

Das Publikum setzte sich. Als der Applaus abebbt, ruft ein Mann aus den hinteren Reihen. "I love you Donald."

Erratischer Gang durch verschiedene Politikfelder

Trump beginnt seine Rede, wie so oft, mit beißender Medienkritik. Fast zehn Minuten widmet er dem Thema. Dann kommt er auf die Zukunft der Partei zu sprechen. "Für die Zukunft der republikanischen Partei müssen wir definieren, was unsere Bewegung definiert. Unsere zentrale Überzeugung: Wir sind ein Volk, eine Nation, die ihre eigenen Bürger an erste Stelle setzt. America First." Erneut hält es die Zuhörer nicht auf ihren Sitzen. "USA, USA", skandieren viele. "Unterschätzt niemals das Volk!", ruft Trump ihnen zu.

Der Rest ist ein etwas erratischer Gang durch verschiedene Politikfelder. Nicht alle reißen das Publikum gleichermaßen mit. Am meisten Applaus und weitere stehende Ovationen erhält Trump, wenn es gegen Immigranten geht, darum, die Sicherheit Amerikas zu verteidigen. Jemand ruft in einem stillen Moment: "Build a Wall - Bau eine Mauer." "Oh keine Sorge, wir werden eine Mauer bauen", antwortet Trump und erntet weitere "USA, USA"-Rufe.

Trumps Botschaft, wie schon Bannons am Vortag ist: Wir werden liefern. Wir werden machen, was ihr wollt. Dafür müsst ihr die "Bewegung" weiterführen.

Nach Trumps Rede strömen die Menschen blinzelnd aus dem dunklen Saal in die sonnendurchfluteten Flure des Konferenzzentrums. Kita Innis ist aus Henderson, Nevada, angereist. Innis ist schwarz, sie hat eine rote Trump-Mütze über ihre sorgfältig geglätteten und gewellten Haare gezogen. "Es war absolut großartig", ruft sie über das allgemeine Stimmengewirr hinweg. "Ich bin völlig euphorisch. Er wird alles umsetzen, was er uns versprochen hat!" Auf ihrer Karte steht "Finanzberaterin". Sie sagt, sie habe Trump von der ersten Minute an unterstützt und sei überglücklich, dass er Präsident geworden ist. "Er wird unsere Grenze schützen, die Illegalen ausweisen, Jobs schaffen", ist sie überzeugt.

Auch Eric DeKenipp, ein Republikaner aus Ashburn, Virginia, ist begeistert von Trumps Rede und vertraut voll auf den Präsidenten. Er hat Trumps Wahlkampf unterstützt und sagt: "Wir hören so oft von Politikern, dass sie dies oder das tun werden. Donald Trump hat heute glaubhaft gemacht, dass er seine Idee durchziehen wird." Doch es finden sich auch skeptische Stimmen. Howard Wooldridge war früher Polizist, jetzt arbeitet er als Berater und Lobbyist im Bereich Drogenpolitik in D.C. Für die Konferenz hat er einen Cowboyhut aufgesetzt. "Donald Trump ist jetzt ein Politiker", sagt er in perfektem Deutsch. "Er spricht wie einer, der jetzt 30 Jahre an der Macht ist - aber ich glaube nicht, dass er alle diese Versprechen halten kann."

Und selbst auf die CPAC-Konferenz folgt Trump der Protest. Während die überwiegend begeisterten Massen den Raum verlassen, entrollen Jenna und eine Freundin ein kleines Spruchband: "Trampelt nicht auf uns herum", steht darauf. Jenna, eine Transgender-Frau aus dem mittlerem Westen, hält in der anderen Hand ein Schild auf dem steht: "Stolz, konservativ zu sein. Stolz, Republikanerin zu sein. Stolz, Transgender zu sein." Trump hatte kurz zuvor angekündigt, die von der Obama-Regierung erlassene Erlaubnis für Transgender zurückzunehmen, Frauentoiletten und -Umkleiden zu benutzen. "Ich unterstütze den Präsidenten", sagt Jenna. "Aber es muss möglich sein, ihn zu kritisieren."

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