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Politik: Türkei: Letzte Warnung aus Ankara

Amanda Rigg war um die halbe Welt gereist, um die Schönheiten der Türkei zu erleben. Stattdessen wurde die Australierin Opfer eines erbarmungslosen Konflikts, der auch vor Unbeteiligten keinen Halt macht.

Amanda Rigg war um die halbe Welt gereist, um die Schönheiten der Türkei zu erleben. Stattdessen wurde die Australierin Opfer eines erbarmungslosen Konflikts, der auch vor Unbeteiligten keinen Halt macht. Als die mit Jeans und T-Shirt bekleidete 23-jährige Touristin am Montag in der warmen Spätnachmittagssonne an einem Bankgebäude in der Nähe des Taksim-Platzes in der Istanbuler Innenstadt vorüberging, explodierte wenige Meter von ihr entfernt die Bombe, die sich der Linksextremist Ugur Bülbül um den Körper geschnallt hatte. Die Detonation riss Bülbül selbst und zwei Bereitschaftspolizisten in Stücke. Amanda Rigg wurde der linke Arm abgerissen.

Bülbül und seine Organisation, die Revolutionäre Volksbefreiungsfront (DHKP-C), wollten mit dem Anschlag gegen die Haltung des türkischen Staates in der Auseinandersetzung mit den hungerstreikenden Häftlingen in den Gefängnissen des Landes protestieren. Rund 200 linksgerichtete Häftlinge und Angehörige nehmen seit fast einem Jahr kaum noch Nahrung zu sich, um gegen die Einführung eines neuen Gefängnistyps zu protestieren. 33 Hungerstreikende sind gestorben. Offenbar sah die DHKP-C in einem Terroranschlag den einzig verbliebenen Weg, um Druck auf Ankara zu machen. Der Anschlag von Istanbul sollte eine unmissverständliche Warnung an den Staat und seine Polizei sein: Wir können euch immer und überall treffen, selbst am hellichten Tag in der größten Stadt des Landes.

Der türkische Innenminister Rüstü Kasim Yücelen hat diese Botschaft wohl verstanden. Er sandte am Dienstag eine klare Botschaft an die DHKP-C und die Hungerstreikenden. Bisher habe der türkische Staat gegenüber den Hungerstreikenden und deren Familien Milde walten lassen, doch damit könne es bald vorbei sein, sagte der Minister. Türkische Medien werteten dies als "letzte Warnung" an die DHKP-C.

Der Anschlag von Istanbul könnte damit der Beginn einer neuen Eskalation der Gewalt in der Türkei sein. Dass das Selbstmordattentat keine Einzelaktion war, sondern möglicherweise nur der Beginn einer neuen Gewalt-Serie, machte die DHKP-C in ihrer Mitteilung zum Istanbuler Anschlag deutlich: Diejenigen, die für die Brutalität in den neuen Gefängnissen verantwortlich seien, würden "bezahlen".

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