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Politik: Türkei schickt keine Soldaten

Ankara beugt sich den Protesten irakischer Politiker

Ankara. Die USA müssen in Irak auch in Zukunft ohne massive Truppenhilfe aus einem muslimischen Partnerland auskommen: Die türkische Regierung entschied am Freitag, trotz der vom Parlament erteilten Ermächtigung auf die Entsendung auf bis zu 10 000 Soldaten nach Irak zu verzichten.

Außenminister Abdullah Gül teilte dies seinem amerikanischen Kollegen Colin Powell in einem Telefonat mit. Mit der Entscheidung reagiert Ankara auf die vehementen Proteste irakischer Politiker gegen eine türkische Militärpräsenz in ihrem Land.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte vor einem Monat gegen erheblichen Widerstand in der türkischen Öffentlichkeit und in seiner eigenen Regierungspartei AKP die Parlamentsentscheidung für den Militäreinsatz durchgesetzt. Damals argumentierte die Regierung, eine Truppenentsendung sei im nationalen Interesse der Türkei. Nur auf diesem Wege könne sich die Türkei Einfluss auf die Entscheidung über die Zukunft Iraks sichern. Als Einsatzgebiet der türkischen Truppen war die Gegend nordwestlich von Bagdad im Gespräch. Dazu sollte auch Tikrit gehören, die Heimatstadt von Saddam Hussein, in der die US-Armee am Freitag erneut einen Hubschrauber und sechs Soldaten verlor.

Zur Überraschung der türkischen Regierung und auch der USA lehnte der von Washington eingesetzte Übergangsrat in Bagdad den türkischen Militäreinsatz aber ab und riskierte sogar eine offene Auseinandersetzung mit den Amerikanern. Presseberichten zufolge empfahl der US-Zivilverwalter in Irak, Paul Bremer, seiner Regierung kürzlich, auf den türkischen Beitrag zu verzichten.

Beim Absturz eines US-Hubschraubers in der Nähe der irakischen Stadt Tikrit sind am Freitag sechs amerikanische Soldaten ums Leben gekommen. Das gab das US-Militär in Bagdad bekannt. Es blieb zunächst unklar, ob ein Angriff oder ein Unfall Ursache des Absturzes war. Ein siebter US-Soldat wurde bei einem Angriff in der Stadt Mossul im Nordirak getötet. Damit sind in der ersten Novemberwoche bei Helikopterabstürzen, Minen-, Bomben- und Panzerfaustattacken im Land insgesamt 30 amerikanische Soldaten gestorben.

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