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Übergangsrat verspricht Bevorzugung: Libyen belohnt Kriegsalliierte

Der libysche Übergangsrat will den am Libyen-Krieg beteiligten Staaten Vorrang bei Geschäften geben – die deutsche Wirtschaft ist trotzdem zuversichtlich.

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Der libysche Übergangsrat will den am Libyen-Krieg beteiligten Staaten Vorrang bei Geschäften geben. Dies teilten die Vertreter des ölreichen Staates bei einem Besuch des britischen Premierministers David Cameron und des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in Tripolis am Donnerstag mit. Bestehende Verträge würden respektiert, aber teils auf Korruption überprüft, hieß es. Sarkozy und Cameron waren am Morgen als erste westliche Staatslenker nach dem Sturz Muammar al Gaddafis zu einem Kurzbesuch nach Libyen gekommen, wo sie im Herzen von Tripolis zusammen mit der Rebellenführung eine euphorische Pressekonferenz gaben und die aufständische Bevölkerung mit Lob überschütteten. Am Nachmittag besuchten sie die Rebellenhochburg Bengasi. Sie versicherten, dass die Nato-Angriffe weitergeführt würden, bis alle Anhänger Gaddafis die Waffen niedergelegt hätten. „Ihr habt die Solidarität und Bewunderung des französischen Volkes“, erklärte Sarkozy. Cameron gab sich überzeugt, Libyen werde im Nahen Osten „eine große Erfolgsgeschichte“ werden. Frankreich und Großbritannien waren die treibenden Kräfte hinter dem internationalen Militäreinsatz in Libyen, der maßgeblich zum Sturz Gaddafis beitrug.

Cameron betonte, die Libyer hätten über ihre Zukunft selbst zu entscheiden. „Großbritannien hat eine Rolle gespielt, auf die ich sehr stolz bin, aber am Ende haben es die Libyer selbst geschafft – und ich wollte herkommen und ihnen gratulieren und herausfinden, wie wir nun beim Wiederaufbau des Landes helfen können.“ Großbritannien werde Libyen auf jeden Fall bei der Suche nach dem untergetauchten früheren Staatschef Gaddafi unterstützen. Zudem kündigte Großbritannien an, weitere 600 Millionen Pfund eingefrorener libyscher Gelder freizugeben.

Der Westen und die Nachbarstaaten Libyens wollen den Wüstenstaat möglichst rasch in der internationalen Gemeinschaft willkommen heißen – unter anderem, damit die lukrative, aber seit sechs Monaten eingefrorene Ölproduktion wieder anlaufen kann. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wird am Freitag in Libyen erwartet. Auch der ägyptische Außenminister Mohammed Kamel Amr hat sich angesagt. Ein Vertreter der US-Regierung war bereits am Mittwoch in Libyen.

Der Vorsitzende des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft, Hans W. Meier- Ewert, befürchtet allerdings nicht, dass Deutschland durch die Zusagen an die am Krieg beteiligten Staaten wirtschaftlich ins Hintertreffen gerät. Er halte es für „völlig ausgeschlossen“, dass diese politische Bewertung dazu führen werde, bestehende Verträge oder Lieferbeziehungen abzuändern , sagte Meier-Ewert dem Tagesspiegel. „Die Libyer sind sachorientiert, sie werden die jeweils beste technische Lösung einkaufen.“

Libyen wolle binnen zehn Tagen mit dem Ölexport vom Mittelmeerhafen Tobruk im Osten des Landes beginnen, sagte der Chef des staatlichen Ölkonzerns NOC, Nuri Beruin. In sechs Monaten könne das Land seine Förderung auf eine Million Barrel pro Tag herauffahren. mit elsi/rtr/AFP

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