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Julia Timoschenko.

© dpa

Ukraine: Charité-Chef untersucht Julia Timoschenko

Ein internationales Team von Ärzten ist am Dienstag in einer Strafkolonie im ostukrainischen Charkiw angekommen, wo die frühere Regierungschefin ihre Haft verbüßt. Zwei Mediziner aus Berlin sind auch dabei.

Berlin - Sie ist die berühmteste Gefangene der Ukraine, und ihr Gesundheitszustand wird im Streit zwischen Regierung und Opposition mehr und mehr zu einem Politikum. Wie es der Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko wirklich geht, sollte nun ein internationales Ärzteteam herausfinden. Die Mediziner, unter ihnen zwei Deutsche, trafen am Dienstag bei eisiger Kälte in der Strafkolonie Katschaniwska im ostukrainischen Charkiw ein, wo Timoschenko ihre Strafe absitzt.

Die Ex-Regierungschefin hatte um eine Untersuchung durch ausländische Spezialisten gebeten, da sie den ukrainischen Gesundheitsbehörden misstraut. Deutschland und Kanada hatten vermittelt und Ärzte benannt, die Timoschenko untersuchen können. Bei den deutschen Ärzten handelt es sich nach Tagesspiegel- Informationen um den Vorstandsvorsitzenden der Berliner Charité, den Neurologen Karl Max Einhäupl, sowie einen Spezialisten für Unfallchirurgie, der ebenfalls an der Charité arbeitet.

Neben den zwei deutschen und drei kanadischen Ärzten gehören auf Betreiben der Regierung in Kiew auch sechs ukrainische Kollegen dem Team an. Geleitet wird die Kommission von der stellvertretenden Gesundheitsministerin; auch das ein Zeichen, dass es um mehr geht als eine medizinische Expertise.

Vor der geplanten Untersuchung kam es am Dienstag wieder zum Konflikt. Timoschenko wollte sich nur von den ausländischen Ärzten untersuchen lassen, nicht aber von den Medizinern, welche die Regierung in Kiew in die Ärztekommission berufen hatte, hieß es in Charkiw. Die ukrainische Gefängnisbehörde indes wies darauf hin, dass eine unbeaufsichtigte Untersuchung gegen die Gesetze verstoße.

Timoschenko leide unter starken Rückenschmerzen, könne sich kaum bewegen und habe Blutergüsse, sagte ihre Tochter Jewgenija vor kurzem. Nach einem Zwischenfall Anfang Januar, bei dem Timoschenko fast zwei Stunden lang bewusstlos gewesen sein soll, fürchtet die Tochter nun um das Leben ihrer Mutter. Den Behörden wirft sie sogar „Folter“ vor, weil ihrer Mutter Schmerzmittel vorenthalten würden. Die offizielle Version der ukrainischen Behörden ist eine ganz andere: Timoschenko habe zwar Rückenschmerzen, sei aber keineswegs schwer krank. Der Zwischenfall im Januar? Niedriger Blutdruck nach zu langem Duschen. Im Übrigen wurden Bilder einer Zelle veröffentlicht, die eher an ein Hotel als an ein Gefängnis erinnern. Die Ex-Regierungschefin war im Oktober zu sieben Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden.

Nach der Ankunft in Charkiw sprach Einhäupl der Nachrichtenagentur AFP zufolge von einer „humanitären Mission“, deren Ergebnisse hoffentlich von der Regierung in Kiew zur Kenntnis genommen würden.

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