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Rinat Achmetow.

© dpa

Ukraine: Der Stern des Oligarchen sinkt

Der Oligarch Rinat Achmetow ist ein Machtfaktor in der Ukraine. Doch in seiner Heimatstadt Donezk verliert er zunehmend an Ansehen.

Vor zweieinhalb Monaten bekundeten die Einwohner der ukrainischen Millionenstadt Donezk zum letzten Mal ihre Unterstützung für Rinat Achmetow. Damals hatte der Multimilliardär und bis dahin größte Arbeitgeber der Region alle Autofahrer dazu aufgerufen, um Punkt 12 Uhr mittags die Hupen zu drücken, um so ihren Protest gegen die Besetzung der Stadt durch pro-russische Separatisten zu bekunden. Das war am 21. Mai, wenige Tage vor der Präsidentenwahl. Damals hatte Achmetows PR-Abteilung gefordert, die Autofahrer sollten nun jeden Tag um die gleiche Zeit als Symbol des Friedens die Autohupe betätigen. Der Patron, mit einem Privatvermögen von rund acht Milliarden Euro, flog am Wochenende der Wahlen nach Kiew. Seitdem ist er nur noch sporadisch in die mittlerweile schwer umkämpfte Stadt zurückgekehrt.

Begrenzte Hilfsbereitschaft

Trotz seines Vermögens und der Rinat-Achmetow-Stiftung, die Benachteiligten hilft, hat sich die Hilfsbereitschaft für die derzeit von Krieg bedrohte Donezker Bevölkerung sehr in Grenzen gehalten. Achmetow, der zwischenzeitlich auch nach London und nach Moskau gereist war, könnte am Ende des Konflikts der große Verlierer sein. Der 1966 als Sohn bettelarmer Eltern geborene Achmetow gelangte innerhalb der vergangenen 20 Jahre zu märchenhaftem Reichtum. Vor allem, weil er es verstand, sich in der Region Donezk Verbündete zu suchen, die ihn erst förderten und die er am Ende bezahlte und kontrollierte. Mit Achmetow ist auch die von ihm mit hunderten Millionen Euro aufgebaute Partei der Regionen an den Rand der Bedeutungslosigkeit gerückt. Bis Anfang dieses Jahres hatten die Menschen Angst vor dem allmächtigen Machtapparat, auf den sich auch der abgesetzte Präsident Viktor Janukowitsch stützte. Der frühere Präsident war Gouverneur von Donezk, bis er Anfang der Nullerjahre nach Kiew kam und Ministerpräsident wurde. Damals kontrollierte Achmetow ihn und die Partei nach Belieben. Als Janukowitsch 2010 jedoch knapp ins Präsidentenamt gewählt wurde, drehte sich der Wind. Achmetow musste mit der Präsidentenfamilie teilen. Die Neuaufteilung des Energiemarktes und wichtiger Geschäftszweige wie des Bankensektors und der Telekommunikation, verordnete Janukowitsch und kassierte mit. Achmetows Firmen zählten bei jeder Ausschreibung zu den Siegern.

Halbherzigkeit und Flucht

Seit Janukowitschs Abgang kann sich Achmetow offenbar nicht entscheiden, auf welche Seite er sich schlägt. Als im März die Übergangsregierung Oligarchen als Gouverneure einsetzte und Achmetow den Posten in Donezk anbot, lehnte er ab. Während Igor Kolomoisky, ebenfalls steinreicher Geschäftsmann, in Dnjpropetrowsk schnell dafür sorgte, die desolat ausgestatteten Polizisten und Soldaten mit Privat-Bataillonen zu unterstützen und damit eine Besetzung pro-russischer Separatisten abwendete, ließ Achmetow nicht nur die Belagerung etlicher Städte in der Region Donezk zu, sondern auch die Besetzung etlicher Gebäude in der Stadt. Seine Halbherzigkeit und die Flucht nach Kiew haben die Donezker verärgert. Nur noch zwei Prozent der Ost-Ukrainer wünschten sich eine Führungsrolle Achmetows, schreibt das Wochenmagazin „Neue Zeit“.

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