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Umfrage: Viele Islamlehrer in Österreich lehnen Demokratie ab

Laut einer Wiener Studie haben zudem 40 Prozent der Lehrer weder eine theologische noch eine pädagogische Ausbildung. Der Bedarf an Islamlehrern ist groß.

Berlin - Jeder fünfte Islamlehrer in Österreich lehnt die Demokratie ab, weil diese mit dem Islam nicht vereinbar sei. Das ist das Ergebnis einer Studie von Mouhanad Khorchide, der dafür 210 Lehrer befragt hat. Der Autor kam im Zuge seiner Dissertation am Islamischen Religionspädagogischen Institut der Universität Wien zudem zur Erkenntnis, dass fast 40 Prozent der Lehrer weder eine theologische noch eine pädagogische Ausbildung haben.

„Sollten diese Daten stimmen, dann sind die Ergebnisse natürlich erschreckend“, sagt Bülent Ucar, Islamgelehrter an der Universität Osnabrück. „Ich bezweifle aber, dass solch eine Umfrage in Deutschland dieselben Resultate hervorbringen würde.“ Der größte Unterschied sei, dass in Österreich der Islam als Staatsreligion anerkannt ist und somit auch regulärer Religionsunterricht an den Schulen stattfinden kann. In Deutschland beschränkt sich solch ein Unterricht noch auf vereinzelte Schulversuche in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin oder Niedersachsen. Das wirkt sich auch auf die Anzahl der Lehrer aus: Sind in Österreich 394 Islamlehrer tätig, so beschränkt sich die Zahl in Deutschland erst auf zirka 300 Lehrer. „Österreich hat ein Problem, dem steigenden Bedarf an Islamlehrern nachzukommen“, sagt Harry Harun Behr, Islamgelehrter an der Universität Erlangen. „Sollte man den Islamunterricht in Deutschland bundesweit einführen, dann sieht man sich sicher mit den gleichen Problemen konfrontiert wie Österreich.“

Ein Grundproblem sieht Behr in der „ablehnenden Einstellung der Muslime zu ihren neuen Heimatländern“. Bülent Ucar sagt aber zudem: „Man muss die Islamausbildungen an den Universitäten massiv ausbauen. Die meisten Fakultäten sind Ein-Mann-Betriebe.“ Dass sei problematisch, weil es dazu führt, dass eine Lehrmeinung an der Universität vorherrscht und die Professoren nicht untereinander über verschiedene Auslegungen diskutieren können. Zwar gibt es auch in Österreich eine universitäre Ausbildung für Islamlehrer, doch in den 80er und 90er Jahren wurden vielfach Lehrer eingestellt, deren einzige Qualifikation war, dass sie Muslime waren. Außerdem werden die muslimischen Lehrer von der islamischen Glaubensgemeinschaft selbst ernannt und kontrolliert. Eine externe Kontrolle durch die Behörden wird durch die strikte Trennung von Kirche und Staat unterbunden.

In Österreich handelte Bildungsministerin Claudia Schmied jüngst mit dem Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinschaft Anas Schakfeh ein Fünf- Punkte-Programm aus. Jeder muslimische Religionslehrer muss neben universitärer Ausbildung und Deutschtest ein Bekenntnis zur Demokratie ablegen. Harry Behr findet das vernünftig: „Das ist eine gute Sache. In Deutschland existiert solch eine Klausel schon. Doch trotzdem kann nicht verhindert werden, dass ein Fanatiker durchrutscht.“

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