zum Hauptinhalt

Politik: Ums Kosovo wird weiter verhandelt

Belgrad - Zähneknirschen in Pristina, Jubel in Belgrad: Der Westen hat auf Drängen Moskaus und Belgrads neuen Verhandlungen über die Unabhängigkeit des Kosovo auch ohne echte Aussichten auf einen Kompromiss zugestimmt. Freude kommt deswegen nur in Belgrad auf: Die erste Phase bei der „Verteidigung des Kosovo“ habe mit einem „Sieg geendet“, frohlockt Serbiens Premier Vojislav Kostunica.

Belgrad - Zähneknirschen in Pristina, Jubel in Belgrad: Der Westen hat auf Drängen Moskaus und Belgrads neuen Verhandlungen über die Unabhängigkeit des Kosovo auch ohne echte Aussichten auf einen Kompromiss zugestimmt. Freude kommt deswegen nur in Belgrad auf: Die erste Phase bei der „Verteidigung des Kosovo“ habe mit einem „Sieg geendet“, frohlockt Serbiens Premier Vojislav Kostunica. Tatsächlich ist Belgrad dank Schützenhilfe Moskaus bei der angestrebten Verhinderung der Unabhängigkeit der seit 1999 international verwalteten Provinz zumindest ein Etappenerfolg geglückt. Eine neue UN-Resolution, die die Unabhängigkeit auf den Weg hätte bringen sollen, konnte durch eine Vetodrohung Russlands verhindert werden.

In der deutschen Botschaft in Wien berieten Vertreter der aus sechs Nationen bestehenden Kosovo-Kontaktgruppe am Mittwochabend über die Modalitäten der vermeintlich letzten Runde in diesem diplomatischen Kampf um das Kosovo. Vor dem Treffen hat der UN-Sondergesandte Martti Ahtisaari das Ende seiner Mission bestätigt: „Meine Arbeit ist beendet“, sagte der ehemalige finnische Präsident. Weder die UN noch die Kosovo- Kontaktgruppe hätten ihn gebeten, die Verhandlungen fortzusetzen. Gleichwohl erklärte er sich bereit, eine „beratende Rolle“ zu spielen, wenn er darum gebeten würde. Ahtisaari hatte eine „überwachte Unabhängigkeit“ für die abtrünnige serbische Provinz vorgeschlagen. Ahtisaaris Stellvertreter Albert Rohan sagte, die Kontaktgruppe werde selbst feststellen, dass Verhandlungen zwischen Serben und Albanern nicht möglich seien.

Russland weigert sich, den von Belgrad abgelehnten Plan von Ahtisaari als Grundlage für die Gespräche zu akzeptieren. Der deutsche Vorschlag, die Verhandlungen nicht von der Kontaktgruppe, sondern von einer aus Russland, den USA und der EU bestehenden Troika führen zu lassen, stieß wiederum in Frankreich auf Unbehagen: Die um ein stärkeres außenpolitisches Profil bemühte neue französische Regierung will bei den Gesprächen unbedingt direkt beteiligt sein. Unklar ist noch, wie lange der neue Anlauf zu einer gütlichen Einigung währen soll. Während die EU und die USA auf eine zeitliche Begrenzung dringen, verweigern sich Moskau und Belgrad diesem Ansinnen. So haben sich Europäer,Amerikaner und Russen auf mindestens 120 Tagen verständigt. Thomas Roser

Thomas Roser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false