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Rückendeckung erhält Ronald Pofalla für seinen Wechsel aus dem Kanzleramt zur Deutschen Bahn durch den früheren Bahnchef und jetzigen BER-Chef Hartmut Mehdorn und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Einige Parteifreunde aber sind kritischer.

© AFP

Umstrittene Bahn-Personalie: Mehdorn: Pofalla ist die perfekte Wahl

Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt verteidigen den Wechsel des früheren Kanzleramtsministers Ronald Pofalla zur Deutschen Bahn. Andere, auch Parteifreunde, sehen das kritischer.

Die Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, hätte keine Bedenken gegen einen Wechsel des ehemaligen Kanzleramtsministers Ronald Pofalla (CDU) in den Vorstand der Bahn. Dies sei „kein politischer Vorgang“ und sie sehe „keinen Grund für Kritik an diesem Wechsel“, sagte Hasselfeldt dem „Tagesspiegel am Sonntag“ (das vollständige Interview lesen Sie in unserer gedruckten Ausgabe sowie in unserem E-Paper).

Deutschland solle sich „an anderen Ländern ein Beispiel nehmen, in denen es selbstverständlich ist, dass Politiker in die Wirtschaft wechseln und umgekehrt“, sagte Hasselfeldt weiter. Forderungen nach einer Sperrzeit für ausscheidende Politiker lehnte die CSU-Politikerin ab. „Wir hatten eine solche Regelung auch früher nicht“, sagte sie mit Blick etwa auf das Engagement von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der deutsch-russischen Gaspipeline-Gesellschaft Nord Stream.

Der ehemalige Bahn- und jetzige BER-Chef Hartmut Mehdorn sagte dem „Spiegel“: „Solange jeder Bürgermeister in diesem Land die Bahn als sein Eigentum betrachtet, braucht der Konzern einen starken hauptamtlichen Lobbyisten. Pofalla ist die perfekte Wahl.“

Dagegen stößt der mögliche Wechsel Pofallas in den Bahn-Vorstand in der CDU auf Vorbehalte. Der baden-württembergische CDU-Fraktionschef Peter Hauk riet Pofalla, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Da es sich bei der Bahn um ein Unternehmen in Staatsbesitz handele, müsse „eine Interessenskollision auch dem Anschein nach vermieden werden“, sagte Hauk der Zeitung „Die Welt“. Grundsätzlich seien Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft aber zu begrüßen, da ein Erfahrungsaustausch im Interesse aller liege, meinte Hauk.

Bei der Bahn formiert sich derweil laut „Spiegel“ offenbar Widerstand gegen die geplante Berufung Pofallas. Nach Informationen des Magazins wollen Teile des Aufsichtsrats verhindern, dass die Führungsspitze weiter aufgebläht wird. „Unser Ziel ist es eigentlich seit längerem, die Zahl der Vorstände zu reduzieren“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied. „Deshalb wird das Upgrade für Pofalla mit Sicherheit nicht einfach durchgewinkt.“ Die nächste Sitzung des Gremiums ist Ende März. Offenbar habe Pofalla seinen Wechsel in den Bahn-Vorstand schon seit längerem geplant, schreibt „Der Spiegel“. Nach Aussage eines Bahn-Insiders wird in dem Unternehmen bereits seit mehr als einem halben Jahr darüber gesprochen, einen Vorstandsposten für Regierungskontakte zu schaffen. Dabei sei von Anfang an der Name Pofalla im Spiel gewesen.

Pofalla selbst hielt Karenzzeiten für sinnvoll - wegen Schröder

Mann mit Bahn-Erfahrung: Ex-Konzernchef Hartmut Mehdorn, jetzt beim Pannen-Flughafen BER in Berlin aktiv, sieht in Ronald Pofalla die perfekte Wahl für den Vorstand der Deutschen Bahn.
Mann mit Bahn-Erfahrung: Ex-Konzernchef Hartmut Mehdorn, jetzt beim Pannen-Flughafen BER in Berlin aktiv, sieht in Ronald Pofalla die perfekte Wahl für den Vorstand der Deutschen Bahn.

© dapd

Die Grünen forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, zu Plänen ihres Vertrauten Stellung zu beziehen. „Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung jetzt so tut, als habe sie mit dem Wechsel nichts zu tun, nur weil er seit ein paar Wochen dem Kabinett nicht mehr angehört“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Britta Haßelmann, der „Rheinischen Post“ (Samstag).

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs sprach sich dafür aus, eine Sperrzeit für ausscheidende Regierungsmitglieder von 18 Monaten festzulegen. „Trotz der Empörung muss ein Wechsel von Politik zur Wirtschaft möglich sein“, sagte er im RBB-Inforadio. „Allerdings braucht man Regeln, damit nicht jeder, der das tut, unter einen entsprechenden Verdacht kommt.“ Laut Koalitionsvertrag wollen Union und SPD eine „angemessene Regelung“ erarbeiten, „um den Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden“.

Als CDU-Generalsekretär hatte Pofalla Karenzzeiten einst schon als vorstellbar bezeichnet. „Ich könnte mir eine Art Selbstverpflichtung von Regierungsmitgliedern vorstellen, für die Zeit nach Ausscheiden aus dem Amt sich geschäftliche Rücksicht aufzuerlegen“, sagte er Ende 2005 mit Blick auf das geplante Engagement von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der deutsch-russischen Gaspipeline-Gesellschaft Nord Stream.

Der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs sprach sich dafür aus, dass Politiker im Fall vorgeschriebener Sperrzeiten staatliche Ausgleichszahlungen erhalten müssten. „Es kann nicht sein, dass Politiker schlechter behandelt werden als Manager, die für eine Übergangszeit nicht zum Wettbewerber wechseln dürfen“, sagte Fuchs der „Rheinischen Post“. Für Manager seien dann Kompensationszahlungen des alten Arbeitgebers üblich. (Tsp, dpa)

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