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Umstrittenes Bahnhofsprojekt: Festnahmen bei Protesten gegen Stuttgart 21

Während die Abrissarbeiten am Stuttgarter Hauptbahnhof weitergehen, forderten am Freitagabend erneut zehntausende Gegner der Bahnhofs-Tieferlegung den Stopp des Projekts Stuttgart 21. Nachdem zunächst alles ruhiggeblieben war, nahm die Polizei in der Nacht 27 Demonstranten fest.

Die Demonstranten hätten bis kurz vor Mitternacht eine Straße blockiert und sich geweigert, die Fahrbahn zu räumen. Unterdessen droht das Gespräch zwischen Befürwortern und Gegnern zu platzen, bevor es richtig in Schwung gekommen ist.

Zwar kündigten die Initiatoren des ersten Treffens am Freitag an, es könne weitere Zusammenkünfte geben. Einen Baustopp lehnen Landesregierung und Deutsche Bahn aber weiter ab. Die Gegner erwarten bis in einer Woche ein Signal des Entgegenkommens der Bahn.

„Man muss das ja nicht Baustopp nennen, sondern Innehalten oder so“, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Werner Wölfe über erhoffte Zeichen an die Protestler.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) stellte erneut klar: „Meine Hand ist ausgestreckt bei der Ausgestaltung des Projekts. Aber einen Baustopp wird es nicht geben.“ Auch Bahnchef Rüdiger Grube lehnte einen Baustopp erneut ab.

Mappus und Grube präsentierten am Freitag ein neues Führungsduo für das Bauprojekt: Der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident Udo Andriof (CDU) und der Leonberger IT-Unternehmer Wolfgang Dietrich sollen den SPD-Politiker Wolfgang Drexler ersetzen. Dieser war als Sprecher von Stuttgart 21 zurückgetreten, weil seine Partei einen sofortigen Baustopp fordert.

Nach Angaben der Veranstalter folgten am Freitagabend 30 000 Menschen dem Aufruf, gegen das Projekt zu demonstrieren. Die Polizei sprach hingegen nur von rund 10 000 Teilnehmern. Nach Ende der Demonstration gegen 21.30 Uhr zogen nach Polizeiangaben noch mehrere Gruppen durch die Innenstadt und behinderten den Verkehr. Als die Demonstranten sich weigerten, eine besetzte Straße zu räumen, seien 27 Personen festgenommen worden. Ihnen werde Nötigung im Straßenverkehr vorgeworfen. Ein Mann soll zudem einem Polizisten im Vorbeilaufen einen Stoß in die Rippen versetzt haben.

Stuttgart 21 sieht den Teilabriss und Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation und deren Anbindung an eine Bahnschnellstrecke nach Ulm vor. Das Projekt, inklusive der Trasse nach Ulm, soll nach Angaben der Bahn etwa 7 Milliarden Euro kosten. Die Gegner berufen sich auf Studien, wonach 10 bis 18 Milliarden Euro anfallen könnten. (dpa)

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