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Politik: UN-Generalsekretär appelliert an den Sicherheitsrat - Militärbeobachtern gelingt die Flucht

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist am Donnerstagabend zu einer Dringlichkeitssitzung zur Lage in Sierra Leone zusammengetreten. Entscheidungen wurden nicht erwartet: "Es ist an der Zeit, Gefühle zu zeigen und Solidarität zu demonstrieren", sagte ein UN-Vertreter.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist am Donnerstagabend zu einer Dringlichkeitssitzung zur Lage in Sierra Leone zusammengetreten. Entscheidungen wurden nicht erwartet: "Es ist an der Zeit, Gefühle zu zeigen und Solidarität zu demonstrieren", sagte ein UN-Vertreter. UN-Generalsekretär Kofi Annan appellierte an die Botschafter der im Sicherheitsrat vertretenen 15 Länder, die Bevölkerung von Sierra Leone in der Stunde der größten Not nicht im Stich zu lassen. US-Präsident Bill Clinton versicherte Annan, er unterstütze die UN-Friedensmission in dem westafrikanischen Bürgerkriegsland. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Anstrengungen zur Wiederherstellung des Friedens verstärken. Clinton kündigte an, er werde den schwarzen Bürgerrechtler Jesse Jackson in die Region entsenden, um mit den dortigen Führern an einer Lösung der Krise zu arbeiten.

Nach dem Abzug der westafrikanischen Ecomog-Truppen hatten Rebellen der Vereinigten Revolutionären Front (RUF) Stellungen der UN-Mission in Sierra Leone (UNOMSIL) in den Orten Magburaka und Makeni rund 140 Kilometer östlich der Hauptstadt Freetown angegriffen. Seitdem halten die Rebellen rund 500 Blauhelmsoldaten und UN-Militärbeobachter gefangen. Ihr Schicksal war am Freitag weiterhin unklar.

Jackson hatte Sierra Leone bereits im November 1998 besucht und damals auf Versöhnungsgespräche zwischen der Regierung und der RUF gedrängt. Im Mai 1999 half er beim Zustandekommen des Waffenstillstandsabkommens zwischen Präsident Ahmad Tejan Kabbah und RUF-Führer Foday Sankoh. Der Präsident teilte zudem mit, die USA würden der UNOMSIL ein Flugzeug zur Verfügung stellen, das den jordanischen Blauhelmsoldaten in Sierra Leone Munition bringen soll.

Hilfswerk baut Flüchtlingscamps auf

Das britische Verteidigungsministerium bestätigte am frühen Freitagmorgen, dass vier UN-Militärbeobachter den Rebellen der RUF entkommen konnten. Eine Sprecherin sagte, den drei Briten und einem Neuseeländer sei es gelungen, einer Gefangennahme in Makeni zu entgehen. Sie hätten sich mehr als 60 Kilometer durch den Busch gekämpft und den UN-Stützpunkt in Magburaka am Dienstag erreicht. Von dort holte sie ein britischer Militärhubschrauber ab und brachte sie in die Hauptstadt Freetown.

Die unbewaffneten UN-Militärbeobachter sollen die im vergangenen Jahr vereinbarte Entwaffnung der RUF überwachen. Zusätzlich sind rund 9000 Blauhelm-Soldaten in dem Land stationiert. Der Sicherheitsrat hatte die Stärke der Truppe im Februar auf 11.100 Mann festgesetzt. Bis Ende Mai soll diese Stärke erreicht sein.

Der britische Außenminister Robin Cook erklärte unterdessen, dass die britischen Truppen in Sierra Leone nur so lange dort bleiben werden, wie dies zur Evakuierung von EU-Bürgern unbedingt erforderlich ist. Sie würden nicht in den Bürgerkrieg eingreifen und die Hauptstadt Freetown vor den heranrückenden Rebellen verteidigen.

In Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, ist die Lage nach UN-Angaben gespannt, aber ruhig. In den vergangenen Tagen seien rund 20.000 Menschen aus umliegenden Dörfern vor dem Bürgerkrieg in die Hauptstadt geflohen, sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) am Freitag in Genf.

Das Hilfswerk stellt sich im Nachbarland Guinea auf einen größeren Flüchtlingsstrom ein. In der Grenzregion werde Platz für 10.000 Menschen vorbereitet. In den vergangenen Tagen seien einige hundert Menschen aus Sierra Leone dort eingetroffen.

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