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Diese Frau ist aus Syrien in die Türkei geflohen. Im Grenzgebiet lebt sie nun mit ihren zwei Kindern in einem Flüchtlingslager.

© Reuters

UN-Kommissar Guterres: "Syrien ist die Tragödie des Jahrhunderts"

Jeden Tag verlassen 5000 Frauen, Männer und Kinder ihre Heimat in Syrien. Viele von ihnen leben unter dramatischen Bedingungen in Anrainerstaaten. In Syrien selbst sind bis zu sieben Millionen Menschen Flüchtlinge im eigenen Land.

Seine Worte lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Für Antonio Guterres ist Syrien die „Tragödie des Jahrhunderts“. Was dort passiere, sei eine beschämende humanitäre Katastrophe mit Leid und Vertreibung „in einem in der jüngeren Geschichte beispiellosen Ausmaß“, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge am Dienstag. Der einzige Trost: die Menschlichkeit, die benachbarte Länder aufbringen, indem sie so viele Menschen wie möglich aufnehmen und damit deren Leben retten.

Nach Angaben der Vereinten Nationen haben mittlerweile zwei Millionen Menschen Zuflucht in Anrainerstaaten gefunden. Jeden Tag verlassen nahezu 5000 Frauen, Männer und Kinder ihre Heimat – eine ungeheure Belastung auch für jene, die ihnen ein provisorisches Zuhause gewähren. Mehr als 700000 Syrer leben jetzt im Libanon, in Jordanien sind es 515000, in der Türkei 460000, 168000 im Irak. In den dortigen Lagern herrschen zumeist bedrückende Verhältnisse.

Die Bewohner klagen unter anderem über fehlende sanitäre Einrichtungen, zu wenig Platz in Zelten und Containern sowie mangelnde Beschäftigung, sprich: Langeweile. Auch die Kriminalität nimmt offenbar zu. Es mehren sich zumindest Berichte über Vergewaltigungen, Mädchenhandel, Schmuggel und Diebstähle. Mafiöse Clans würden, so heißt es, Schutzgeld von Budenbesitzern erpressen. Kein Wunder, dass tagtäglich Menschen die Lager wieder verlassen.

Zudem nehmen die Spannungen zwischen den Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung zu. Arbeit, Bildung, Wasser – ohnehin knappe Güter, die nun unter viel mehr Menschen als früher aufgeteilt werden müssen. Experten warnen deshalb schon lange vor möglichen sozialen Unruhen. Die Aufnahmeländer seien in jeder Hinsicht überfordert mit den Flüchtlingen.

Noch dramatischer ist die Lage für Syrer, die keine Möglichkeit haben, das Land zu verlassen. Deutlich mehr als vier Millionen Menschen mussten laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk ihre Häuser aufgeben und irren nun umher. Beim Roten Kreuz geht man sogar von bis zu sieben Millionen Vertrieben aus – bei einer Gesamtbevölkerung von schätzungsweise 22 Millionen. Jeder Dritte ist also vom Konflikt unmittelbar betroffen. Und ihnen mangelt es in der Regel am Allernotwendigsten.

Doch sie an Ort und Stelle zu unterstützen, bereitet den Hilfsorganisationen große Schwierigkeiten. Die Sicherheit für die Transporte ist oft nicht gewährleistet, bürokratische Hindernisse und Schikanen sind an der Tagesordnung – ganz abgesehen von der Gefahr für Leib und Leben. Schließlich herrscht im Land seit gut zwei Jahren ein brutaler Krieg. Die Folge: Dutzende freiwillige Helfer sind bereits getötet worden. Dennoch wollen Organisationen wie das Rote Kreuz oder „Ärzte ohne Grenzen“ weiter versuchen, das Leid der Menschen zu lindern. So weit es die Gegebenheiten erlauben.

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