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Darfur

© AFP

UN-Mission: Darfur: Alle wollen Frieden, keiner schickt Soldaten

Ab 1. Januar soll eine UN-Mission - mit Beteiligung Deutschlands - die Gewalt in Darfur stoppen. Statt 26.000 Soldaten werden aber zunächst nur 9000 im Sudan stationiert - zudem fehlt es an Hubschraubern und sonstiger Ausrüstung.

Zum Jahreswechsel ist es soweit: Am 31. Dezember soll die auch von Deutschland lange erwartete Friedenstruppe für die geschundene Krisenregion Darfur im Westsudan das Kommando übernehmen. Als der Sicherheitsrat den größten Einsatz in der Geschichte der Vereinten Nationen am 31. Juli beschloss, war die Hoffnung noch groß: Dem jahrelangen Blutvergießen in Darfur, von den USA als "Völkermord" gebrandmarkt, sollte endlich ein Ende gesetzt werden.

Aber längst zeichnet sich ab, dass Unamid, die gemeinsame Mission von Afrikanischer Union (AU) und Vereinten Nationen (UN), vor einem schwierigen Start steht. Zu Jahresbeginn werden allenfalls 9000 der geplanten 26.000 Soldaten und Polizisten vor Ort sein. Es fehlt an Hubschraubern und Transportmitteln. "Die Stationierung einer effektiven Friedenstruppe bleibt ernsthaft gefährdet", heißt es in einem Hintergrundpapier der Vereinten Nationen.

Deutschland sieht keinen Spielraum für eine größere Unterstützung des Einsatzes. "Es ist schlicht so, dass wir für diese Mission keine Kapazitäten haben", erklärte das Verteidigungsministerium schon Anfang Dezember, als UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wegen des fehlenden Materials Alarm schlug. Aber auch andere Industriestaaten wie die USA, Japan, Frankreich oder Großbritannien stellten sich taub.

Bislang mindestens 200.000 Tote

Dabei haben die westlichen Länder seit Jahren für ein wirksames Eingreifen in Darfur geworben. Das Morden dort gilt als die derzeit größte humanitäre Katastrophe der Welt. Frauen werden vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt, Männer gefoltert, ganze Dörfer ausgelöscht. Die Anfang 2003 ausgebrochenen Kämpfe zwischen vorwiegend islamischen Milizen und der schwarzafrikanischen Bevölkerung haben bisher mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben und leben unter grausamsten Bedingungen in Lagern oder auf der Flucht. Immer wieder haben auch prominente Hollywood-Größen wie Mia Farrow, George Clooney oder Steven Spielberg die Welt zum Handeln aufgefordert.

Das größte Hindernis ist nach wie vor die Regierung in Khartum. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir hatte sich einer Stationierung von Blauhelmsoldaten lange widersetzt. Aber auch die daraufhin beschlossene gemischte Truppe von Vereinten Nationen und Afrikanischer Union stößt auf Widerstand. Khartum besteht in einem zermürbenden Tauziehen hinter den Kulissen darauf, dass die Soldaten fast ausschließlich aus Afrika kommen. Kräfte aus Nepal, Thailand und den nordischen Ländern lehnte die Regierung ab, obwohl sie dringend benötigt werden.

Amis-Truppe völlig überfordert

"Diese Hindernisse drohen die Stationierung von Unamid zu verzögern und die mögliche Wirksamkeit zu schwächen", warnen die Vereinten Nationen in ihrem Papier. Eine Gruppe von 35 Menschenrechtsorganisationen warf der Regierung Al-Baschir kürzlich sogar vor, sie wolle den Einsatz gezielt scheitern lassen. "Der Sudan sagt "Ja", tut dann aber alles, was in seiner Macht steht, um die gemischte Truppe zu verhindern und zu unterlaufen", so der UN-Experte von Human Rights Watch, Steve Crawshaw.

Von Montag an werden zunächst Kräfte aus Bangladesch, China, Gambia, Kenia, Nigeria, Ruanda und Südafrika in Darfur eingesetzt. Sie lösen offiziell die bisherige afrikanische Einsatztruppe Amis ab, die mit ihren 7000 schlecht ausgerüsteten Soldaten von Anfang an überfordert war. Aber auch für Unamid bleiben die Herausforderungen gewaltig. Darfur ist eine Region etwa so groß wie Frankreich, kaum erschlossen, mit wenig Wasser und schwierigen klimatischen Bedingungen. Frühestens Mitte nächsten Jahres wird die Truppe ihre volle Stärke von 26.000 Mann erreicht haben.

Nada Weigelt[dpa]

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