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Libanon-Krieg: UN-Resolution verabschiedet

Der UN-Sicherheitsrat hat der von Frankreich und den USA ausgearbeiteten UN-Resolution zur Beendigung des Libanon-Konflikts zugestimmt. Die israelische Armee startete dennoch ihre Bodenoffensive.

New York/Jerusalem - Einen Monat nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz hat der UN-Sicherheitsrat in einer einstimmig verabschiedeten Resolution ein Ende des Konflikts gefordert. Die am Freitagabend (Ortszeit) einstimmig beschlossene Resolution 1701 fordert die Hisbollah auf, den Beschuss israelischen Gebiets einzustellen. Israel soll seine "offensiven Militäroperationen" beenden und sich aus dem Südlibanon zurückziehen. Die israelische Luftwaffe setzte ihre Bombardements im Libanon fort. Zudem startete die Armee eine am Mittwoch vom Sicherheitskabinett beschlossene Großoffensive am Boden.

Nach der von Frankreich und den USA ausgearbeiteten Resolution soll die bereits bestehende Truppe der UN-Mission im Libanon (Unifil) zusammen mit der libanesischen Armee die bislang von der Hisbollah dominierte Grenzregion unter Kontrolle bringen und wird dafür mit einem robusteren Mandat ausgestattet. Über die Zusammensetzung der Friedenstruppe wollen die beteiligten Länder am Samstag beraten, wie ein Vertreter der US-Regierung ankündigte. Frankreich, das als Führer der Truppe im Gespräch ist, kündigte an, seinen Teil bei der Umsetzung der UN-Resolution zu leisten. Das betreffe vor allem die Entsendung weiterer Soldaten, sagte Präsident Jacques Chirac. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, schloss eine Beteiligung der Bundeswehr nicht grundsätzlich aus.

Bodenoffensive läuft "unbefristet"

Wenige Stunden nach dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats startete die israelische Armee eine Bodenoffensive. Dabei sollten die israelischen Einheiten nach Angaben eines Armeesprechers bis zum Litani-Fluss vordringen. Die Einheiten am Boden würden "durch Luft- und Marine-Einsätze unterstützt", fügte der Sprecher hinzu. In Sidon wurde ein Elektrizitätswerk bombardiert. Im Norden des Landes flogen Kampfjets Angriffe auf vier Verbindungsstraßen Richtung Syrien. Die Hisbollah feuerte am Samstagmorgen nach Angaben der libanesischen Polizei rund 20 Raketen auf den Norden Israels ab.

Die neue Bodenoffensive läuft zeitlich "unbefristet". Es gebe kein "Zeitlimit" für die Militäroperation, sagte ein israelischer Regierungssprecher in Jerusalem. Ziel der Angriffe sei es, weitere Raketenattacken der libanesischen Hisbollah-Miliz auf den Norden Israels zu verhindern.

Bei Luftangriffen auf einen Ort im Osten der Stadt Tyrus wurden den jüngsten Angaben der libanesischen Polizei zufolge fünf Zilivisten getötet. Bei einem ersten Angriff war in Raschaf ein Haus zerstört worden. Ein weiterer Luftangriff erfolgte, als die Bewohner des Ortes die Schäden ansahen. Insgesamt wurden 15 Zivilisten getroffen, fünf von ihnen tödlich.

UN fordert Freilassung der entführten Soldaten

Die UN-Entschließung forderte auch die "bedingungslose Freilassung" der von der Hisbollah entführten Soldaten, für deren Befreiung die israelische Armee mit ihren Angriffen seit 12. Juli kämpft. UN-Generalsekretär Kofi Annan soll binnen 30 Tagen Vorschläge erarbeiten, wie der Streit um die Schebaa-Farmen an der libanesischen Grenze beigelegt werden kann.

Zustimmung aus Israel und Libanon erwartet

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert will nach Angaben seines Sprechers die UN-Resolution am Sonntag zur Billigung vorlegen. Nach Angaben des Weißen Hauses berieten US-Präsident George W. Bush und Olmert den Entwurf vor der Verabschiedung im Sicherheitsrat am Telefon.

US-Außenministerin Condoleezza Rice rechnet nach eigenen Worten auch mit einer Zustimmung aus Beirut. Die libanesische Regierung habe signalisiert, dass diese Resolution in ihrem Interesse sei, sagte Rice. Das libanesische Kabinett will darüber am Samstag beraten. Rice sagte weiter, sie gehe davon aus, dass sich auch die Hisbollah, die mit zwei Ministern in der libanesischen Regierung vertreten ist, an die Resolution gebunden fühlt.

Annan enttäuscht von langwierigen Verhandlungen

Annan beklagte die langwierigen Verhandlungen im Sicherheitsrat. "Ich bin tief enttäuscht, dass der Rat nicht schon viel, viel früher zu diesem Punkt gelangt ist", sagte Annan. Es sei nun unerlässlich, dass die Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah ein Ende hätten.

Der libanesische UN-Vertreter Tarek Milri äußerte starke Zweifel an den Erfolgsaussischten des UN-Friedensplans und kritisierte, dass die Resolution von Israel erneut keine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen verlange, sondern nur den Verzicht auf "offensive Militäroperationen". Die libanesische Bevölkerung setze kein großes Vertauen in die israelische Unterscheidung zwischen "offensiv" und "defensiv", sagte Milri. Der erste Resolutionsentwurf war von Libanon abgelehnt worden, weil er keinen Rückzug der israelische Armee aus dem Grenzgebiet verlangte. (tso/AFP)

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