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Deutschlands Jugend ist wohlhabend - aber unglücklich.

© dpa

Unicef-Studie: Jeder siebte deutsche Jugendliche ist mit seiner Lebenssituation unzufrieden

Aus materieller Sicht geht es der deutschen Jugend im internationalen Vergleich gut. Doch der positive Befund bei den Lebensumständen deckt sich nicht mit der Selbsteinschätzung ihrer Lage.

Deutschlands Kinder und Jugendliche sehen ihre Zukunft vergleichsweise düster. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten internationalen Studie der Kinderhilfsorganisation Unicef ist jeder siebte deutsche Heranwachsende mit seiner Lebenssituation unzufrieden. In der Untersuchung analysierten Wissenschaftler die sozio-ökonomische Lage von Kindern und Jugendlichen zwischen elf und 15 Jahren in 29 Industrieländern und verglichen diese mit der subjektiven Sicht auf die Lebenszufriedenheit von Mädchen und Jungen. Für die Studie wurden Daten des EU-Statistikamts Eurostat, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank zusammengefasst und mit einer Untersuchung aus dem Jahr 2007 verglichen.

Aus materieller Sicht geht es der deutschen Jugend im internationalen Vergleich gut: Die Bundesrepublik rangiert auf Platz 6, wenn Lebensbedingungen wie relative Armut, Gesundheit, Sicherheit, Bildung, Wohnsituation oder Umweltfaktoren bewertet werden. Dabei haben sich Deutschlands Kinder in den vergangenen Jahren vor allem bei den schulischen Leistungen stark verbessert: Bei der Bildung rückten sie hinter die Niederlande und Belgien auf Platz 3. Führend ist das Land gar bei der Suchtprävention. So habe sich der Anteil der rauchenden Jugendlichen in keinem der anderen 28 Länder so deutlich reduziert wie in Deutschland, heißt es bei Unicef. Auch Alkohol und Cannabis würden wesentlich seltener konsumiert als in anderen Nationen. „Vorbildlich“ nennt die Kinderschutzorganisation die besonders niedrige Gewaltbereitschaft unter deutschen Kindern und Jugendlichen.

Der positive Befund bei den Lebensumständen von Deutschlands junger Generation deckt sich allerdings gar nicht mit der Selbsteinschätzung ihrer Lage: Dort landete Deutschland nur auf Platz 22, früher war es Platz 12. „Die einseitige Konzentration auf Leistung und formalen Erfolg führt dazu, dass sich viele Kinder und Jugendliche ausgeschlossen fühlen“, sagt Hans Bertram, Mitglied des Deutschen Komitees für Unicef. „Unsere an Ressourcen reiche Gesellschaft versagt offensichtlich dabei, allen Mädchen und Jungen Hoffnung und Perspektiven auf gerechte Teilhabe zu geben.“ Die glücklichsten Kinder leben laut Studie in den Niederlanden, die wenigsten Perspektiven hat der rumänische Nachwuchs.

Das Bundesfamilienministerium, das auch für die Jugend zuständig ist, wollte die Ergebnisse der Studie auf Nachfrage nicht kommentieren.

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