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Untersuchung: Migranten – als Problem überschätzt

Europäer und Amerikaner sehen Einwanderung mehrheitlich als Problem – und überschätzen dabei die Zahl der Immigranten bei weitem. Dies hat eine Untersuchung des German Marshall Funds herausgefunden.

Berlin - Europäer und Amerikaner sehen Einwanderung vor allem als Problem – und überschätzen dabei die Zahl der Immigranten erheblich. Dies hat eine Untersuchung des „German Marshall Fund“ herausgefunden, der die Daten seit 2008 erhebt. Diese Tendenz sei stabil, heißt es in den „Transatlantic Trends Immigration“ für 2010.

In Italien zum Beispiel schätzten die Befragten den Anteil von Einwanderern auf ein Viertel der Gesamtbevölkerung – tatsächlich machen sie gerade sieben Prozent aus. In den USA und Kanada wuchs die krasse Überschätzung der Einwandererbevölkerung sogar im Vergleich zu 2009. Amerikaner glaubten, dass 35, im letzten Jahr sogar dass 39 Prozent ihrer Mitbürger aus dem Ausland stammten, in Kanada stieg die Schätzung von 37 auf 39 Prozent. Tatsächlich sind aber in diesen klassischen Einwanderungsländern nur 14 Prozent (USA) und 20 Prozent (Kanada) Einwanderer. Dabei verschob bessere Information die Perspektive: Waren die Befragten zuvor über den tatsächlichen Prozentsatz informiert worden, waren sie deutlich seltener der Meinung, es gebe „zu viele Migranten“ in ihrem Land. So wie auch Menschen, die selbst viel privaten Kontakt zu Migranten haben, eher der Meinung sind, dass die Neuen die Kultur ihrer Aufnahmeländer bereichern.

Trotz Bedrohungsängsten und Wirtschaftskrise scheinen aber die Länder des Nordens Einwanderung inzwischen als Normalität zu empfinden: Zum Beispiel fürchten nur Briten und Amerikaner in ihrer Mehrheit, dass Zuwanderer ihnen die Arbeitsplätze wegnähmen und ihre Löhne drückten, während eine deutliche Mehrheit der Europäer und der Kanadier nicht dieser Meinung ist. Da, wo es eine öffentliche Gesundheitsversorgung gibt, sind die Bürger – Briten ausgenommen – auch der Meinung, dass Migranten darauf gleiche Rechte haben sollten wie sie selbst.

Überraschend im Jahr der Sarrazin-Debatte – die Daten wurden auf deren Höhpunkt bis Mitte September erhoben: Die Deutschen scheinen in Migrationsfragen relativ gelassen, wenn auch mit einem nur noch von Spanien übertroffenen Misstrauen gegen die Integrationsfähigkeit von Muslimen. Die Annahme zum Beispiel, dass Migranten die Kriminalität hochtrieben, hat weniger Anhänger als noch 2009. Und 78 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Andrea Dernbach

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