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Politik: Uran-Munition: Die unheimlichen Mittel der Nato

Italiens Staatspräsident, Regierungschef und Verteidigungsminister sind zufrieden - ihr kräftiges Auftreten bei der Nato nach Bekanntwerden des so genannten "Balkan-Syndroms" scheint Erfolge zu zeitigen. Die Ankündigung aus Brüssel, Licht in die Affäre um die Uran-Patronen zu bringen, habe gezeigt, "dass unsere Besorgnis ernst genommen wird", so Ministerpräsident Giuliano Amato.

Italiens Staatspräsident, Regierungschef und Verteidigungsminister sind zufrieden - ihr kräftiges Auftreten bei der Nato nach Bekanntwerden des so genannten "Balkan-Syndroms" scheint Erfolge zu zeitigen. Die Ankündigung aus Brüssel, Licht in die Affäre um die Uran-Patronen zu bringen, habe gezeigt, "dass unsere Besorgnis ernst genommen wird", so Ministerpräsident Giuliano Amato. Die Nato hatte bereits im April 1999 den Einsatz schwach radioaktiver Uran-Munition bei den Luftangriffen gegen Jugoslawien eingeräumt. Wie eine Nato-Sprecherin am Donnerstag bestätigte, wird die Verwendung uranhaltiger Munition Thema eines Treffens des Militärbündnisses am 9. Januar in Brüssel sein.

In Italien war ein siebter Soldat nach seinem Balkan-Einsatz an Leukämie gestorben. Italiens Verteidigungsminister Sergio Mattarella nimmt jetzt mit Befriedigung zur Kenntnis, dass die "Angelegenheit nicht mehr unter den Tisch" gekehrt werde. Allerdings stehen Staatspräsident, Regierungschef und Verteidigungsminister mit ihrer Zufriedenheit ziemlich alleine da. Nicht nur, dass sich die Verdachtsfälle von Tumoren und Leukämie im Gefolge des Balkan-Einsatzes von italienischen Soldaten täglich mehren. Auch den politischen Parteien geht die Informationspolitik der Nato in der Affäre um das "Balkan-Syndrom" noch nicht weit genug.

Mit ziemlicher Sicherheit wird das Parlament in Rom daher einen eigenen Untersuchungsausschuss einrichten. Der Ausschuss soll nicht nur die verschlungenen Wege der angeblich frühzeitig erfolgten Warnungen erhellen, sondern auch Vorschläge erarbeiten, unter welchen Bedingungen italienische Soldaten künftig überhaupt noch an Nato-Missionen teilnehmen dürfen. Und da steht nicht nur eine rechtzeitige Kenntnis der verwendeten Waffen und Munition zur Debatte, sondern auch ein regelrechtes Veto-Recht gegen alles, was Langzeitschäden bei Soldaten und der Zivilbevölkerung anrichtet. Wenn auch die Kommunisten und Teile der Grünen bisher die einzigen sind, die den formellen Austritt aus der Nato verlangen, so hat die traditionelle italienische "atlantische Begeisterung" laut Umfragen stark nachgelassen.

Die inzwischen mit dem Uran-Verdacht befassten Mediziner haben ihre Alarmrufe noch verstärkt. In Verruf gekommen sind auch die routinemäßig bei allen europäischen Truppen verabreichten Schutzimpfungen bei Auslandseinsätzen. Sie schwächen nach Angabe von Experten das körpereigene Immunsystem erheblich - und genau das könnte dann zur Beschleunigung des Ausbruchs bereits vorprogrammierter Krankheitsherde beitragen oder gar selbst neue Tumoren entstehen lassen.

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