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Hillary Clinton beim Wahlkampf in der John Marshall High School am 17. August in Cleveland, Ohio.

© AFP

US-Präsidentschaftswahl: Wer berät eigentlich Hillary Clinton?

Die Präsidentschaftskandidaten in den USA brauchen einen Stab aus Strategen, Demoskopen und Fachleuten. Wer berät die demokratische Kandidatin Hillary Clinton?

Besonders für die Leute hinter den Kulissen ist Politik ein meist mühseliges und frustrierendes Geschäft, aber hin und wieder ergeben sich doch Szenen wie aus einem Hollywoodfilm. So wie in einer Nacht vor wenigen Wochen, als in einer Bucht im US-Bundesstaat Rhode Island ein Wagen parkte. Die Insassen, John Podesta und Sara Latham, sprachen über eines der heißesten politischen Geheimnisse jener Tage: den Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten unter der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton.

Wochenlang hatten Podesta, Clintons Wahlkampfleiter, und seine Stabschefin Latham auf diesen Augenblick hingearbeitet. Sie hatten viele Gespräche geführt, Dutzende von möglichen Kandidaten unter die Lupe genommen und deren Steuererklärungen durchforstet – und das alles, ohne dass die Namen bekannt wurden.

Außerhalb des Wagens an der Bucht in Rhode Island wussten zu diesem Zeitpunkt nur eine Handvoll Leute, dass sich Clinton für Senator Tim Kaine aus Virginia entschieden hatte. Nicht einmal Kaine selbst wusste es. Es herrschte höchste Geheimhaltungsstufe: Vor dem Treffen mit Latham am Strand hatte Podesta sein Büro über den Lastenaufzug verlassen, wie die Zeitung „USA Today“ später berichten sollte.

Hillary kann auf Erfahrung setzen

Nun warteten die beiden Clinton- Berater in ihrem Wagen auf das Ende eines Auftritts von Kaine in der Nähe, um ihm die frohe Botschaft zu überbringen. Anschließend feierten Podesta und Latham mit einem Glas Wein und einem „High Five“-Handschlag, wie Podesta der Zeitung sagte.

Die Episode sagt viel aus über die Professionalität der Clinton-Maschinerie. Im Wahlkampf kann sich die frühere First Lady, Senatorin und Außenministerin auf einen Stab erfahrener Insider stützen, von denen viele schon in der Vergangenheit sie selbst, ihren Mann Bill oder den amtierenden Präsidenten Barack Obama berieten. Der Jurist Podesta zum Beispiel arbeitete von 1998 bis 2001 als Stabschef von Präsident Clinton im Weißen Haus und von 2013 bis zum vergangenen Jahr als Berater Obamas.

Hillary Clintons Wahlkampfmanager Robby Mook diente ihr schon im Vorwahlkampf gegen Obama im Jahr 2008. Joel Benenson, Oberstratege und führender Meinungsforscher für Hillary Clinton, war ebenfalls schon für Bill Clinton und Obama im Einsatz. Latham arbeitete im Weißen Haus für Podesta und beriet außerdem unter anderem den früheren britischen Premierminister Tony Blair.

Wahlkampfsprecher Jesse Ferguson ist ebenfalls ein erfahrener Profi. Mutmaßliche Verfehlungen der Ex-Außenministerin beim Tod mehrerer US-Diplomaten beim Anschlag im libyschen Benghasi im Jahr 2012 sowie Clintons Ausflüchte angesichts der Kritik an ihrer Nutzung eines privaten E-Mailservers für ihre Dienstmails sind Schwachstellen der Kandidatin. Bisher konnten Ferguson und seine Kollegen – mit unfreiwilliger Mithilfe des republikanischen Clinton-Rivalen Donald Trump – verhindern, dass diese Schatten der Vergangenheit den Wahlkampf beherrschen.

Wenn jemand Clinton anruft, geht Huma Abedin ran

Eine der engsten Mitarbeiterinnen von Hillary Clinton, die 40-jährige Huma Abedin, begleitet ihre Chefin bereits seit deren Zeit als Präsidentengattin. Abedin, Tochter eines indisch-pakistanischen Ehepaares, fing in ihrer Studienzeit als Praktikantin im Weißen Haus an und ist heute eine der einflussreichsten Personen im Umfeld der Kandidatin. Wenn jemand Clintons privates Handy anrufe, gehe Abedin ran, berichtete „Newsweek“ im Frühjahr.

Hochkarätige Fachleute sollen sicherstellen, dass die Botschaften Clintons bei den Sachthemen genügend Substanz haben. Ihr wirtschaftspolitischer Beraterstab demonstriert zudem die Bemühungen der Präsidentschaftsbewerberin, Sachverstand mit neuen Ideen zu verbinden. Einer der Experten, Jacob Leibenluft, arbeitete vor seinem Wechsel ins Wahlkampfteam als Wirtschaftsfachmann der Obama- Regierung. Zwei weitere Berater, Michael Shapiro und Michael Schmidt, sind um die 30 Jahre jung.

Das Team ist für Clintons Wirtschaftsprogramm verantwortlich, das ein staatliches Investitionsprogramm zur Modernisierung der amerikanischen Infrastruktur, höhere Mindestlöhne und höhere Steuern für Superreiche stützt, und das sich radikal von den Vorschlägen Trumps unterscheidet.

Clinton hat eine Wunderwaffe: Clinton

Bei aller Professionalität haben Clintons Berater ein Problem bisher noch nicht knacken können: Nach wie vor ist ihre Chefin bei den Amerikanern relativ unbeliebt. Am Rednerpult ist sie wenig mitreißend, sie gilt als kalte Technokratin und wenig vertrauenswürdig und wird von den Republikanern als Personifizierung der machthungrigen und abgehobenen Elite in Washington beschimpft.

Immerhin kann Clinton auf eine politische Wunderwaffe zurückgreifen. Ihr Mann Bill ist nicht nur ehemaliger Präsident, sondern auch einer der besten Redner unter den amerikanischen Spitzenpolitikern. Beim Parteitag der Demokraten Ende Juli schilderte Clinton seine Frau als beseelte Kämpferin für die Benachteiligten. „Bill Clinton erinnerte die Amerikaner daran, dass Hillary ein Mensch ist“, schrieb die „New York Daily News“ hinterher. Seit dem Parteitag hält sich der nach wie vor beliebte Bill Clinton allerdings aus dem öffentlichen Teil des Wahlkampfs seiner Frau heraus, um sie nicht zu überstrahlen. Als diskreter Spendensammler ist er dafür umso aktiver.

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