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US-Vorwahlen: Hillary lässt die Alarmglocken läuten

Hillary Clinton hat Pennsylvania zwar gewonnen, Präsidentschaftskandidatin wird sie vermutlich trotzdem nicht werden. Für die Demokraten ist das eine schlechte Nachricht, denn ob Barack Obama gegen John McCain eine Chance hätte, ist nämlich zu bezweifeln.

Das ist ein wichtiger Achtungserfolg für Hillary Clinton: Mit zehn Prozent Vorsprung hat sie die Vorwahl in Pennsylvania gewonnen - ziemlich exakt der Marge, die das Kommentariat in den USA verlangt hatte, damit sie im Rennen bleiben kann.

Nur: So richtig hilft ihr das nicht, um doch noch die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten zu erreichen. Die hat sie eigentlich längst verloren. In der entscheidenden Machtwährung führte Barack Obama vor Pennsylvania mit rund 140 Stimmen Vorsprung. Und da die Delegierten aus der Pennsylvaniawahl proportional verteilt werden – nach ersten Modellen ungefähr 78 für sie und 63 für ihn -, hat sie selbst durch diesen klaren Sieg nur 15 Delegierte aufgeholt. Neun Vorwahlen bleiben noch, einige davon wird Obama gewinnen, andere sie. Unter dem Strich hat sie rechnerisch keine Chance mehr, ihn bei den gewählten Delegierten einzuholen.

Aber auch Barack Obama kann nach Pennsylvania nicht sehr siegesgewiss in die Zukunft schauen, schon gar nicht auf die Hauptwahl gegen den Republikaner John McCain im November. Dies war die letzte Vorwahl in einem großen und symbolisch bedeutsamen Staat. Das Resultat unterstreicht einmal mehr ein grundsätzliches Problem: Er tut sich schwer, diese "big states" zu gewinnen. Und er kann bei einer Kernwählergruppe, der weißen Arbeiterschaft, nicht punkten. In dieser Klientel lag Clinton mit nahezu drei Viertel der Stimmen vorn, ebenso bei älteren Frauen.

Obama muss sich fragen lassen: Wie will er die Arbeiter gewinnen, die offenbar Rassenvorbehalte gegen ihn, den ersten aussichtsreichen schwarzen Bewerber, haben? Er kann sich ja nicht einfach nur darauf verlassen, dass die schon ihn, den Demokraten, wählen, wenn es im Herbst gegen die Republikaner geht.

Bei allen, die hoffen, dass nach zwei Amtszeiten von George W. Bush ein Demokrat ins Weiße Haus einzieht, muss das Ergebnis von Pennsylvania die Alarmglocken schrillen lassen: Hillary Clinton bleibt dran, aber ihr Erfolg ist nicht groß genug, um die Lage zu wenden. Barack Obama ist die Kandidatur kaum noch zu nehmen. Aber er hat die Zweifel neu belebt, ob er gegen McCain gewinnen kann.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

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