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Ein Milizionär der mit der Einheitsregierung verbündeten Milizen am 15.07.2016 in Sirte.

© dpa

Libyen: USA können italienische Stützpunkte für Luftangriffe nutzen

Italiens Regierung ist damit einverstanden, dass von italienischen Stützpunkten aus Luftangriffe auf den IS in Libyen geflogen werden. Die meisten Flüchtlinge kommen über Libyen nach Italien. Rom hat daher ein Interesse an einer Stabilisierung des Landes.

Die USA können für ihre Luftangriffe auf Stellungen der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Libyen voraussichtlich Stützpunkte in Italien nutzen. Die Regierung sei offen dafür, eine entsprechende Genehmigung zu erteilen, sagte Verteidigungsministerin Roberta Pinotti am Mittwoch im Parlament in Rom. Dies würde demnach sowohl Fliegerhorste als auch Überflugrechte betreffen. Pinotti sagte, die Regierung würde dem Einsatz zustimmen, wenn die laufenden Angriffe damit effektiver würden und schneller abgeschlossen werden könnten.

Auch Außenminister Paolo Gentiloni hatte am Dienstag eine Nutzung von Stützpunkten nicht ausgeschlossen. "90 Prozent der Migranten, die Italien erreichen, kommen von Libyen. Deswegen sind wir von der terroristischen Bedrohung abgesehen an einer Stabilisierung des Landes interessiert."

Besatzungen von US-Flugzeugen hatten am Montag auf Bitten der international anerkannten Regierung Libyens in den Kampf gegen die radikalen Islamisten in der Mittelmeerstadt Sirte eingegriffen und damit eine weitere Front gegen den IS eröffnet. Die USA bombardieren bereits mutmaßliche IS-Ziele im Irak und in Syrien.

Die US-Streitkräfte sind in Italien wie in Deutschland seit vielen Jahrzehnten vertreten. So nutzen sie auf Sizilien den Marinefliegerhorst Sigonella gemeinsam mit italienischen Verbänden. Der Stützpunkt ist etwa 500 Kilometer von der libyschen Küste entfernt.

Vormarsch auf Dschihadistenhochburg Sirte geht weiter

Die Truppen der UN-gestützten Einheitsregierung in Libyen haben ihren Vormarsch in der Dschihadistenhochburg Sirte unterdessen weiter vorangetrieben. Die Streitkräfte setzten ihre Angriffe weiter fort und versuchten, unter dem "Schutz der anhaltenden US-Luftangriffe" die bisher eroberten Gebiete zu halten, erklärte Armeesprecher Reda Issa.

Allerdings seien die Streitkräfte in verschiedenen Bezirken von Sirte mit Heckenschützen und Sprengsätzen konfrontiert, die Kämpfer der Miliz Islamischer Staat (IS) deponiert hätten, erklärte Issa. Die Dschihadisten, die Sirte kontrollieren, setzten sich außerdem mit Autobomben und Selbstmordanschlägen zur Wehr.

Auf Bitten der regierungsnahen Truppen führten die USA am Montag und Dienstag sieben Angriffe auf vermutete IS-Stellungen in Sirte aus. Ob es am Mittwoch weitere unterstützende Angriffe der US-Luftwaffe gab, blieb zunächst offen.

Der IS beherrscht Sirte seit Juni 2015, im Mai dieses Jahres begann eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt. Der Verlust der 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegenen Stadt wäre ein schwerer Schlag für die Dschihadisten. Sirte bildet die Verbindung zwischen dem Westen und dem Osten des ölreichen Landes.

Nach dem Sturz und dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Zuge des Nato-Einsatzes im Jahr 2011 war das nordafrikanische Land ins Chaos gestürzt. Seitdem beherrschen verfeindete Milizen den Staat. Der IS nutzte die unübersichtliche Lage in Libyen, um sich auszubreiten, unter anderem in Gaddafis Heimatstadt Sirte. (Reuters/AFP)

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