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Auf dem Gelände des stillgelegten Akw Brunsbüttel wurden verrostete Atommüll- Fässer entdeckt.

© dpa

Verrostete Atommüll-Fässer: Vattenfalls neuer Störfall

Nach der Entdeckung verrosteter Atommüll-Fässer auf dem Gelände des Atomkraftwerks in Brunsbüttel will der Betreiber seine Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen - das Lager ist jetzt versiegelt.

Der Zahn der Zeit nagt offenbar nicht nur an den Atomfässern in der Salzlake der Schachtanlage Asse. Bei Umfüllarbeiten im Zwischenlager des 2011 offiziell stillgelegten Kernkraftwerkes Brunsbüttel wurde man man beim Betreiber Vattenfall am 15. Dezember auf einen völlig verrosteten Atommüllbehälter aufmerksam – und trotzdem heftete der Energiekonzern den Vorgang zunächst stillschweigend ab. Nur weil die Atomaufsichtsbehörde am Mittwoch in Kiel an die Öffentlichkeit ging, weiß man nun von weiteren korrodierten Fässern in den Kavernen von Brunsbüttel. Und wieder einmal steht Vattenfall wegen seiner Informationspolitik am Pranger.

Jetzt versucht das Energieunternehmen alles, um den Imageschaden zu reparieren und seine Fähigkeit zum Krisenmanagement zu beweisen. Das unterirdische Lager sei mit Betonringen abgedeckt und versiegelt worden, erklärte der Konzern am Donnerstag.

Die „Rost-Panne“ wurde bei Routineuntersuchungen vom TÜV Nord am 10. Januar festgestellt. Erst danach meldete Vattenfall das Ereignis ans zuständige Justizministerium nach Kiel. Das Ministerium hat daraufhin umgehend unter anderem eine themenbezogene Fotodokumentation angefordert, die allerdings erst nach mehrmaliger Nachfrage am 20. Februar bei der Aufsichtsbehörde einging, erfuhr der Tagesspiegel aus dem Ministerium.

Seit 2004 werden die Fässer in Brunsbüttel mit einer Greifvorrichtung aus einem Betonbunker gehoben; anschließend wird der radioaktive Inhalt der Fässer mit einer Saugvorrichtung in einen Gusscontainer umgelagert. Nach den Angaben von Vattenfall verlief der jetzt gestoppte Umladeprozess bisher in rund 650 Fällen problemlos. Nach den Worten eines Vertreters der Atomaufsicht könne man von Glück reden, dass das Fass noch vor dem Auseinanderbrechen die Absauganlage erreichte und keine Strahlung freigesetzt wurde. Auf rund 600 Fässer wartet nun noch die notwendige Umrüstung.

Dass Vattenfall über den Zwischenfall zunächst nicht informiert hatte, versuchte der Konzern mit dem Hinweis zu erklären, dass die an die Essener Gesellschaft für Nuklear-Service vergebenen Arbeiten vom 16. Dezember bis 9. Januar wegen der Weihnachtsferien ruhten und es in diesem Zeitraum daher auch zu keiner Auswertung der Tätigkeiten gekommen sei. Weil die Kavernen wegen der Strahlenintensität und Enge weder begehbar noch visuell zu überwachen seien, könne man aktuell noch nicht sagen, wie viele Fässer wie stark verrostet seien, sagte der parteilose Justizminister Emil Schmalfuß in Kiel. Er regte an, dass auch an anderen Kraftwerksstandorten mit Kavernen-Zwischenlagerung eine Überprüfung vorgenommen werde.

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