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Venezuala: Angst vor Unruhen nach Präsidentschaftswahl

In den wohlhabenderen Vierteln der venezolanischen Hauptstadt Caracas decken sich Menschen mit Vorräten ein, aus Sorge, dass die Wahl chaotische Zustände nach sich zieht.

Caracas - Amtsinhaber Hugo Chávez gilt als Favorit. Der gemeinsame Kandidat der Opposition, der Sozialdemokrat Manuel Rosales, dürfte diversen Umfragen zufolge mit einem Rückstand von sechs bis 30 Prozent aus dem Wahlgang hervorgehen. Der Präsident heizte die Stimmung vor dem Urnengang am Sonntag zusätzlich an, indem er seinen Gegnern Komplottpläne unterstellte.

"Obwohl wir hoffen, dass alles gut geht - man weiß ja nie", sagte die 65-jährige Gladys Dia, während sie sich in einem Lebensmittelgeschäft an den letzten verbliebenen Waren bediente. In Caracas hatte es in den vergangenen Jahren häufig politische Unruhen gegeben. Chávez goss zusätzlich Öl ins Feuer, als er am Donnerstag von "unverantwortlichen, putschistischen, faschistischen" Elementen sprach, die Venezuela ins Chaos stürzen wollten. Die Behörden hätten einen Plan zur Ermordung des Gegenkandidaten Manuel Rosales aufgedeckt; das Attentat habe die Opposition dann ihm in die Schuhe schieben wollen.

Spitzenkandidat der Opposition unterstützte Staatsstreich von 2002

Chávez bewirbt sich um sechs weitere Jahre an der Spitze des lateinamerikanischen Landes. Er ist seit 1998 an der Macht, in den Jahren 2000 und 2004 ließ er sich durch Volksabstimmungen erneut "legitimieren". Am Sonntag stellt er sich einer richtigen Wahl, doch Oppositionskandidat Rosales hat bereits angedeutet, dass er Unregelmäßigkeiten nicht ausschließt. Er werde das Ergebnis respektieren, "wenn es transparent ist und die Spielregeln nicht plötzlich geändert werden", kündigte er an.

Rund 1200 in- und ausländische Beobachter verfolgen den Urnengang. Im vergangenen Jahr hatte die Opposition die Parlamentswahlen mit der Begründung boykottiert, die Wahlbehörde (CNE) sei parteiisch. Sämtliche Sitze gingen so an die "Chávisten". Im April 2002 war ein Staatstreich gegen Chávez abgewendet worden, den auch Rosales unterstützte.

Venezuela unterstützt Irans Atomprogramm

Völlig chancenlos scheint Rosales indes nicht zu sein, zumindest versammelte er bei seinen Wahlveranstaltungen regelmäßig begeisterte Massen um sich. Das US-Umfrageinstitut Zogby International und die Universität von Miami ermittelten bei ihrer jüngsten Erhebung 60 Prozent der 16 Millionen Wahlberechtigten für Chávez gegen 31 Prozent für Rosales, der Gouverneur des ölreichen Bundesstaates Zulia an der Grenze zu Kolumbien ist. Die Opposition hofft jedoch auf "versteckte Stimmen", also diejenigen Bürger, die angesichts der Übermacht des Präsidentenlagers in Umfragen nicht wagen, ihre wahre Entscheidung preiszugeben. Fast ein Drittel der Wähler dürfte den Urnen allerdings voraussichtlich fernbleiben.

Er wolle "dem Volk, den Armen, den Menschen die weinen, arbeiten und lernen" mehr Macht geben, sagte Chávez auf seiner Abschlusskundgebung in Caracas. Der Präsident und Ex-Militär, der auf den Ölreichtum seines Landes bauen kann, will auch auf internationaler Ebene diese Rolle spielen, wo er keine Gelegenheit auslässt, die USA und ihre Politik zu konterkarieren. So kauft Venezuela Waffen in Russland ein und unterstützt Irans Atomprogramm, was Rosales umgehend zu ändern versprach, sollte er zum Staatschef gewählt werden. (tso/AFP)

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