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Politik: Verbrechen verhindert, Preise erhöht Jordanien zweifelt nachträglich

an angeblich geplanten Anschlägen

So massive Sicherheitsvorkehrungen hatte es in Jordanien weder vor noch während des Irakkriegs gegeben: Auf allen Hauptstraßen der Hauptstadt Amman waren seit dem 1. April Straßensperren errichtet worden, öffentliche Busse wurden angehalten und die Passagiere überprüft. Die Zufahrtsstraßen zur US-Botschaft waren völlig abgeriegelt, und vor der britischen Botschaft wurden täglich höhere Betonsperren errichtet. Im Norden des Landes hatte man einen Lastwagen mit Sprengstoff gefunden, der über die syrische Grenze gekommen sein soll, und seither suchte man nach zwei weiteren Wagen und nach Verdächtigen.

Nun hat König Abdallah II. in einem Schreiben seinen Sicherheitsdiensten dafür gedankt, dass sie ein „Verbrechen“ verhindert hätten, das von der Menge des benutzten Sprengstoffs und der Ausführung her „einmalig“ in Jordanien gewesen wäre. Er nannte zwar keine möglichen Anschlagsziele. Aber die US-Botschaft soll darunter gewesen sein, wie das US-Außenministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP bestätigte. Eine Regierungssprecherin teilte mit, dass der Anschlag nicht mehr durchgeführt werden könne, auch wenn man noch nach einer Person suche. In den Zeitungen waren die Fotos und Namen von Verdächtigen abgebildet. Wie viele von ihnen festgenommen wurden, ist nicht bekannt.

Seit der Ermordung von Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin durch die israelische Armee am 22. März ging auch in Jordanien, das einen Friedensvertrag mit Israel hat, die Angst vor Anschlägen um. Ausländische Botschaften rieten ihren in Jordanien lebenden Bürgern, amerikanische Hotelketten zu meiden. Am 1. April dann wurde bekannt gegeben, dass ein Lastwagen mit Sprengstoff sichergestellt und Verdächtige bei Irbid im Norden Jordaniens gefasst worden seien. Sie sollen über die syrische Grenze gekommen sein, aber die Kooperation mit den syrischen Behörden wurde offiziell gelobt. Weitere Festnahmen hätten dann ergeben, dass jordanische Regierungsgebäude und die US-Botschaft, die größte in der gesamten Region, potenzielle Ziele gewesen seien. Dies wurde an dem Tag bekannt gegeben, an dem Abu Mussab al Zarkawi, ein Anführer von Al Qaida, sowie sieben weitere Personen wegen der Ermordung des US-Diplomaten Laurence Foley 2002 in Amman in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurden.

Da anders als in der Vergangenheit bei vergleichbaren Fällen bisher kein einziges Foto der sichergestellten Wagen veröffentlicht wurde, zweifeln viele Jordanier jetzt an den Vorgängen. Auch der Zeitpunkt macht viele nachdenklich. Genau am 1. April wurden die Mehrwertsteuer um drei Prozent auf 16 Prozent und die Benzinpreise um fast zehn Prozent angehoben. Auch die Strompreise wurden stark erhöht. Das trifft viele Jordanier empfindlich. Wenn es in der Vergangenheit Unruhen in Jordanien gegeben hat, folgten sie stets auf solche Preiserhöhungen. Daher glauben viele Jordanier, dass die Nachrichten von einem möglichen Terroranschlag und die täglichen Mitteilungen über Sicherheitsvorkehrungen von diesem heiklen Thema ablenken sollten.

Fest steht jedoch, dass König Abdallah II. pünktlich zu seinem Besuch in Washington, der nächste Woche geplant ist, sein Land als Bollwerk gegen den Terrorismus preisen kann.

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