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Der israelische Vize-Regierungschef und Innenminister Silvan Schalom tritt zurück.

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Verdacht auf sexuelle Belästigung von Frauen: Israel: Vize-Regierungschef Silvan Schalom tritt zurück

Silvan Schalom wird von mehreren Frauen beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Jetzt tritt der Vize-Regierungschef und Innenminister zurück.

Der unter dem Verdacht sexueller Belästigung stehende israelische Vize-Regierungschef und Innenminister Silvan Schalom hat seinen Rücktritt erklärt. „Ich habe das Leiden satt“, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung des 57-jährigen Politikers der rechtsorientierten Regierungspartei Likud, der seine Unschuld beteuert.

Er wolle sein Minister- und sein Abgeordnetenamt niederlegen. Schalom wird von mehreren Frauen beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. „23 Jahre lang habe ich der Öffentlichkeit in Treue und Hingabe als Abgeordneter und Minister in verschiedenen Ämtern gedient“, teilte Schalom mit. Er wolle seine Mutter, seine Frau und seine Kinder vor weiterem Leid schützen. „Meine Familie steht voll hinter mir, aber es ist den Preis nicht mehr wert.“ Israels Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein hat nach Medienberichten eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Schalom angeordnet.

Ehemalige Mitarbeiterin berichtet

Die Anschuldigungen hatten den Likud-Politiker bereits im vergangenen Jahr gezwungen, aus dem Rennen für das Amt des Staatspräsidenten auszuscheiden. Die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtete in der vergangenen Woche erneut von Vorwürfen einer ehemaligen Mitarbeiterin Schaloms. Sie hatte dem Blatt erzählt, Schalom habe versucht, sie gegen ihren Willen intim zu berühren. Die Frau wollte dem Bericht zufolge aber nicht zur Polizei gehen. Nach der Veröffentlichung äußerten weitere Frauen ähnliche Anschuldigungen. Eine weitere Mitarbeiterin hatte erklärt, Schalom habe seine Position als Chef missbraucht, als er sie zum Oralverkehr aufforderte.

Der Vorfall liegt allerdings mehr als zehn Jahre zurück und ist damit verjährt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ernannte seinen Parteifreund im Mai zum Verantwortlichen für die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern, die seit April 2014 brachliegen. Schalom gilt allerdings als Gegner eines unabhängigen palästinensischen Staates und hat in der Vergangenheit Unterstützung für Israels international umstrittene Siedlungspolitik geäußert. Schalom ist verheiratet mit der Journalistin Judy Nir-Moses, die aus einer der in Israel einflussreichsten Familien stammt.

Nicht der erste Skandal dieser Art

Sie äußerte sich auf ihrem Twitter-Account zu dem Rücktritt: „Traurig. Aber meine Kinder sind wichtiger als alles andere.“ Politikerinnen der linksliberalen Oppositionspartei Merez begrüßten Schaloms Demission als „Sieg der öffentlichen Normen“, die von israelischen Repräsentanten eingehalten werden müssten. Israel ist bereits von mehreren ähnlichen Skandalen erschüttert worden. So wurde etwa der ehemalige Präsident Mosche Katzav 2011 wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung zu sieben Jahren Haft verurteilt. (dpa)

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