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In der Ukraine hat der Geheimdienst SBU Razzien in mehreren Klöstern der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats vorgenommen und das mit Spionageabwehr begründet.

© Valentyn Ogirenko/Reuters

Verdacht der illegalen Zusammenarbeit mit Russland: Ukrainische Strafverfolgungsbehörden riegeln Kiewer Kloster ab

Ukrainische Behörden haben „Spionageabwehrmaßnahmen“ in dem Kiewer Kloster Pechersk Lawra durchgeführt. Die Klöster gehören zum Moskauer Patriarchat.

In der Ukraine hat der Geheimdienst SBU Razzien in mehreren Klöstern der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats vorgenommen und das mit Spionageabwehr begründet. Durchsucht wurde dabei auch das zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Höhlenkloster in der Hauptstadt Kiew, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Unterstützt wurde der Geheimdienst von Polizei und Nationalgarde.

Die Ordnungskräfte untersuchen das Gelände und die Gebäude des Klosters, um die Mönche auf eine mögliche Beteiligung an staatsfeindlichen Aktivitäten zu überprüfen. Nach Aussage des SBU-Pressedienstes soll damit verhindert werden, dass „die Lavra als Zelle der ‘russischen Welt’ genutzt wird“.

Der SBU prüft auch Daten über die mögliche Nutzung der Räumlichkeiten des Klosters als Unterschlupf für feindliche subversive Gruppen und Aufklärer sowie als Waffenlager. Durchsucht wurden auch mehrere Klöster der Kirche im westlichen Gebiet Riwne.

Die Kiewer Pechersk Lawra, das größte und älteste Kloster der Ukraine, steht unter der Kontrolle einer der zwei größten Kirchengemeinschaften, der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Eine Woche zuvor war die Kiewer Pechersk Lawra in einen Skandal verwickelt - im Netz kursierte ein Video, in dem gläubige Christen auf dem Gelände des Kirchen-Komplexes für Russland beten. Die Echtheit des Videos wurde später bestätigt. Die Leitung der ukrainisch-orthodoxen Kirche erklärte, dies sei eine persönliche Initiative von Gemeindemitgliedern nach der offiziellen Liturgie gewesen, und die Pfarrer hätten nichts damit zu tun.

Russland wirft Ukraine Krieg gegen die russisch-orthodoxe Kirche vor

„Das Monopol des Moskauer Patriarchats auf den Gottesdienst in Lawra wird von der Mehrheit der Orthodoxen in der Ukraine und von der ukrainischen Gesellschaft kategorisch nicht akzeptiert“, erklärte das Oberhaupt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, Metropolit Epiphanias, am 24. Juni 2022 in einem offenen Brief an den ukrainischen Premierminister Denys Shmyhal.

Der SBU leitete ein Strafverfahren unter dem Titel „Rechtfertigung der russischen bewaffneten Aggression gegen die Ukraine“ ein. Im Rahmen dieses Falles wird heute eine Untersuchung durchgeführt.

Ukrainische Nationalisten fordern seit langem, der größten orthodoxen Kirche den Komplex des Höhlenklosters zu entziehen. Dieser soll stattdessen der 2018 mit staatlicher Hilfe gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine übertragen werden. Die im Mittelalter angelegten Höhlen des Klosters sind mit ihren Reliquien ein Wallfahrtsort für orthodoxe Christen weit über die Ukraine hinaus.

Kremlsprecher Dmitri Peskow warf der Ukraine vor, „seit langem“ einen Krieg gegen die russisch-orthodoxe Kirche zu führen. Die Durchsuchung des Kiewer Höhlenklosters sei „ein weiteres Glied in der Kette der Militäraktionen gegen die russische Orthodoxie“, sagte Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. (mit dpa)

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