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VERDACHTSFÄLLE: Verbrannt, erschossen, zerstückelt

Weitere 14 Tote: Bei diesen Verbrechen erscheint ein rechtes Motiv möglich.

1996

Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in der Lübecker Hafenstraße sterben in der Nacht zum 18. Januar 1996 zehn Asylbewerber: Maiamba Bunga (27) und ihre Tochter Nsuzana (7) aus Angola, Françoise Makodila (32) und ihre Kinder Christine (17), Miya (14), Christelle (8), Legrand (5) und Jean-Daniel (3) aus Zaire (heute Demokratische Republik Kongo), Sylvio Amoussou (27) aus Benin und Rabia El Omari (17) aus dem Libanon. 39 weitere Flüchtlinge werden verletzt. Unter den Schaulustigen fallen Polizisten drei junge Männer aus Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) auf, die Beamten nehmen Personalien auf. Das Trio kann gehen. Doch noch am selben Tag werden die Männer und ein Freund festgenommen. Bei drei von ihnen sind Haare, Wimpern und Augenbrauen versengt. Ein Gutachter stellt fest, die Brandspuren seien nicht älter als 24 Stunden. Außerdem gibt es zumindest bei einem Verdächtigen, Maik W., von Freunden „Klein Adolf“ genannt, Hinweise auf eine braune Gesinnung. Dennoch kommen die Männer rasch frei – die Polizei geht davon aus, dass sie bei Ausbruch des Feuers nicht am Tatort waren.

Als Verdächtiger gilt dann der 20-jährige Libanese Safwan E., der mit seiner Familie den Flammen entkam. Doch in zwei Prozessen wird E. freigesprochen. 1997 und 1998 brüstet sich Maik W. mit der Tat und belastet seine Kumpane, zieht dann aber seine Äußerungen zurück. Die Staatsanwaltschaft Lübeck stellt 1999 das Verfahren gegen die vier Männer aus Grevesmühlen ein. Lübecks ehemaliger Bürgermeister Michael Bouteiller fordert jetzt, angesichts der Erfahrungen aus dem Versagen der Ermittler bei der NSU-Mordserie müssten auch die Ermittlungen in Lübeck neu aufgerollt werden.

2007

Der 49-jährige Obdachlose Holger Urbaniak liegt am 7. Oktober 2007 in Frankfurt (Oder) tot in einem Teich im Lennépark. Zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren haben Urbaniak geprügelt, eine Flasche auf seinem Kopf zerschlagen ihm 20 Euro geraubt und ihn ertränkt. In der Anklageschrift hält die Staatsanwaltschaft den Tätern einen „grundsätzlichen“ und „auf Gesinnung basierenden Hass“ auf Obdachlose und Alkoholkranke vor. Das Landgericht Frankfurt (Oder) bestätigt dies im Urteil nicht. Weitere Details werden nicht bekannt, die Kammer hat die Öffentlichkeit wegen des Alters der Angeklagten vom Prozess ausgeschlossen. Das Gericht verurteilt die Täter wegen Mordes, schwerem Raub und gefährlicher Körperverletzung zu je acht Jahren Jugendstrafe.

2012

In der Nacht zum 5. April 2012 wird in Berlin-Neukölln der aus einer türkischen Familie stammende Burak Bektas (22) erschossen. Der Täter richtet seine Handfeuerwaffe plötzlich und ohne erkennbaren Anlass auf Bektas und vier Freunde. Die jungen Männer, alle mit Migrationshintergrund, stehen an einer Straße nahe dem Krankenhaus Neukölln zusammen. Getroffen werden auch Markus Jamal A. und Alexander A. Nach den Schüssen verschwindet der Täter. Die Überlebenden können ihn nur vage beschreiben. Der Mann soll 40 bis 60 Jahre alt sein und trug eine zweifarbige Jacke. Die Polizei schließt einen rassistischen Hintergrund nicht aus.

2012

Es ist ein grausamer Fund. Spaziergänger entdecken im Oktober 2012 am Maschsee in Hannover die zerstückelte Leiche der 44-jährigen Andrea B. Die drogenabhängige Frau starb durch einen Messerstich ins Herz. Wenige Wochen später ermittelt die Mordkommission den rechtsextremen Musiker Alexander K. als Tatverdächtigen. Da ist K. bereits wegen anderer Delikte inhaftiert. Unter dem Pseudonym „Sash JM“ produzierte der 24-Jährige „Rechtsrap“. In seine Lieder baute er Fragmente aus Songs des rechtsextremen Liedermachers Frank Rennicke ein. In einem anderen Stück besingt er den norwegischen Massenmörder Anders Breivik als „Star für Oslo“ und kündigt an, selbst „über Leichen“ zu gehen. Auf der Brust soll K. eine Hakenkreuz-Tätowierung tragen. Auf seiner Webseite waren Links zu neonazistischen Gruppen zu finden. Die Staatsanwaltschaft bescheinigt K. eine „Affinität zu rechtem Gedankengut und Gewaltfantasien“.

Er soll sein Opfer am 27. Oktober erstochen und die zerteilte Leiche in den See geworfen haben. Inzwischen prüft die Mordkommission, ob Alexander K. auch für ein zweites Tötungsdelikt verantwortlich ist. Im Januar 2010 wurde die ebenfalls drogenabhängige Monika P. unter ähnlichen Umständen getötet. Auch ihre Leiche wurde in der Nähe des Maschsees unter einer Brücke in einem Müllsack gefunden. Die Anklage gegen den Rapper wird für den Sommer 2013 erwartet.

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